Über die Liebe

Ein Gedicht von mir heißt „Wahnsinniger Liebesschmerz“. Es geht um eine einseitige Liebe, eine wahnsinnige Liebe, die nicht erwidert wird.

In der Liebe muss es einen Ausgleich geben, das Pendel muss gleichmäßig schlagen, die Waage auf halbe halbe stehen. Klar, das Leben ist unbeständig, mal wiegt ein Ereignis schwerer, das für den Gegenüber kaum wahrnehmbar ist – und dann kommt es drauf an. Es kommt darauf an, über die Schwere zu sprechen, sich mitzuteilen, rechtzeitig mutig zu sein. In der Liebe darf es Gegenwehr geben, muss es Gegenwehr geben, der Anstoß zum Nachdenken und zum Gespräch ist gegeben. Der Anstoß, seinen Gefühlen zuzuhören, wobei der Kopf nicht zu vernachlässigen ist.

Nur durch Sprechen bleibt die Beziehung harmonisch und spannend. Am Anfang, in der Verliebtheit, spricht man unentwegt. Man kann gar nicht genug von sich erzählen und dem anderen Komplimente machen. Leider ebbt diese einmalige Schönheit nach einiger Zeit ab, die Erzählkunst bröckelt und verkommt.

Sprechen Sie von Ihren Träumen und Tagträumen. Sprechen Sie über Ihre Ziele. Setzen Sie sich Ziele. Beginnen Sie zu träumen. Gemeinsam, wenn möglich. Ich könnte ohne meine Träume nicht leben, längst hätte ich mich ohne Träume aufgegeben und als Dauerpatient einweisen lassen. Manchmal teilt meine Frau meine Träume mit mir. Oftmals nicht. Sie sagt, sie sei Realistin. Sie könne nicht davon überzeugt sein, dass ich eines Tages unsere Familie dank der Schreiberei ernähren kann. Ich verstehe sie – sie DARF davon nicht einmal überzeugt sein. Was wäre denn, wenn sie aufhören würde, das Einkommen nach Hause zu bringen? Wir müssten verzichten. Es würde uns nicht umbringen, mit weniger auszukommen … Aber darum soll es in diesem Text auch nicht gehen. Dieses Thema ist ein Thema zwischen mir und meiner Frau.

Und darüber lohnt es sich zu sprechen. Oft auch mit einer Portion Ironie. Und manchmal fängt dann auch meine Frau an zu träumen. Von schönen Reisen, von einer Ferienwohnung in Siena, von einer Reinigungskraft, von ehrenamtlichen Tätigkeiten, die sie ausüben würde, hätte sie genug Zeit. Meine Schreibwohnung ist selbstverständlich schon eingerichtet usw.

Mein größter Traum: Von der Schreiberei leben zu können.

Mein größter Wunsch: Immer im Gespräch bleiben und mit meiner Frau alt zu werden.

Mein größtes Ziel: Angstfrei und total neugierig zu sterben.

Ich wünsche Ihnen natürlich viel mehr angenehme Gespäche, als Unangenehme! Aber sprechen Sie! Viel Glück dabei   !

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