Traum und Tod

Ich weiß nicht, was ich schreiben könnte. Jetzt.

Und jetzt, zwei Stunden später, geht es mir gut. Der Himmel strahlt blau. Die Sonne scheint. Ich fühle mich, wie immer, etwas beengt in meinem kleinen Zimmer. Zum Glück muss ich heute Nachmittag nicht arbeiten. Das bedeutet, dass ich mich auf meine Terrasse setzen kann, um zu schreiben.

Und nun sitze ich auf meiner Terrasse und schaue in die Ferne. Genieße ein Gläschen Eeierlikör um halb zwei mittags.

In den letzten Tag ging es mir nicht so besonders gut. Nicht dass ich eine Deperssion hätte, das nicht. Doch war ich niedergeschlagen. Etwas antriebslos. Der Motor lief nur auf halber Stärke. Jetzt gerade könnte ich die Welt küssen. Ein Lüftchen weht, streichelt mich zart, lässt mich mich spüren. Tippe ich ein paar Sätze, geht es mir gut. In meinen tiefen Depressionen gelingt mir nichts. Da ist dann nichts als vollkommene Leere. Allerdings gebe ich zu, dass mir auch momentan die Worte nicht gerade zufliegen. Ich muss schon meine Hände ausstrecken, um sie zu greifen und auf die Erde zu ziehen. Na klar, es sind die Medikamente – die Medikamente, die meine Seele stabil halten. So stabil, dass ich nicht verrückt werde in dieser verrückten Welt. Ich vertiefe mich nicht in die negativen Nachrichten. Bleibe mehr oder weniger auf der Oberfläche. Sonst würde man ja leider nur noch heulen, heulen, heulen. Zu schmerzvoll ist es, was die Menschen sich antun. Profitgier. Gier nach Macht. Hass. Würde ich hassen, könnte ich wohl kaum vor Hassgefühlen schlafen. Wie schlafen Menschen, die so voller Hass sind? Wie schlafen Menschen, die morden und Morde in Auftrag geben? Wie geht es den Menschen, die zum Morden gezwungen werden? Ich würde krankhaft verrückt werden. Da kommt ein Machtmensch und zwingt dich in den Krieg zu ziehen. Zwingt dich, deine Familie, dein Hab und Gut hinter dir zu lassen. Zwingt dich, alles was du liebst, aufzugeben. Zwingt dich, gegen deinen Glauben, gegen deine Moral zu leben. Ich hoffe für dich, dass dein Gott gerecht ist. Ich hoffe für dich, dass deine Seele stark genug ist und dich schlafen lässt. Im Schlaf schöpfen Seele und Körper Kraft. Wieviel Kraft schöpft die Seele dann erst, wenn du gestorben bist! Vielleicht so viel Kraft, dass du ein völlig neues Leben beginnen kannst. Hast du Angst vor dem Tod, stell ihn dir vor wie den tiefen Schlaf. Hast du Angst einzuschlafen, hast du Angst vor üblen Träumen. Hast du ein einigermaßen reines Gewissen und Herz, werden dich keine Alpträume quälen. Lerne, deinen Schlaf zu genießen und voller Frische wieder aufzuwachen. Gönn dir kleine Pausen zum Dösen, zum Träumen. Sei dankbar über die Kraft, die dir der Morgen bietet. Manchmal wäre ich gern ein Nachtmensch. Dies lassen aber meine Lebensumstände nicht zu. Viel zu viel liegt am Tag an. Viel zu viel ist zu erledigen. Ach, das Leben ist herrlich. Jedenfalls, wenn du dir nicht zu viele Gedanken machen musst. Gedanken, die dich betrüben. Jeder Mensch wird mit dem Tod konfrontiert. Jeder Mensch verliert Menschen im Laufe seines Lebens, die ihm ans Herz gewachsen sind. Der Tod kommt sehr oft unverhofft. Sei stets bereit. Versuch dir dein Leben so zu gestalten, dass du zumindest zufrieden bist. Schrei nicht rum. Misch dich nicht allzu oft ein. Behalte Dinge für dich, nicht immer musst du die Wahrheit sagen. Doch steinige nicht deine Seele. Steinige nicht dein Herz. Steinige nicht dein Gewissen.

Es ist 17 Uhr 10. Der heutige Tag ist ein guter Tag. Ich habe das Gefühl, dass mich nicht viel aus meiner Ruhe bringen kann. Meine Laune ist mittelmäßig. Mittelmäßig heißt, sie ist nicht schlecht. Schade dass ich am Abend noch einen Termin habe, denn viel lieber säße ich auf meiner Terrasse und würde schreiben. Schreiben, schreiben, schreiben. Mein Innerstes schreit tagtäglich nach Worten. Ich warte. Ich warte und schreibe. Ich warte auf den passenden Satz. Ich warte auf den Satz, der mir richtig erscheint. Gedankentraining. Im Hintergrund zwitschern die Vögel. Im Vordergrund steht der oder das Laptop. Davor kommt mein Atem. Mein Körper. Meine Finger, die die Tasten niederdrücken. Frühling. Die Vögel vögeln. Das Gras sprießt. Die Wiese ist mit Gänseblümchen bedeckt. Viel zu schade, um sie abzumähen. Das Lüftchen hat nachgelassen, beinahe ist es windstill. Ein paar Insekten tanzen vor meinen Augen. Gelegentlich rauscht ein Vogel vorbei. Waren das die Worte, auf die ich gewartet habe? Das Ganze kommt mir so nichtssagend vor. Blabla. Für heute mache ich Schluss. Ich freue mich sehr, dass ich zumindest ein paar Sätze zustande bekommen habe.

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