Sonntags habe ich füher fast nie geschrieben. Manchmal war es Aberglaube, vielleicht wollte ich aber auch nur einen Tag frei machen. Aber irgendwie auch nicht immer freiwillig. Sonntags floss es nicht, ist eigentlich bis heute so geblieben. Der Sonntag ist zum Relaxen da. Selbst Gott hatte damals, am 7. Tag, kein Bock auf Stress. Lieber ein bisschen auspennen und Kuchen naschen. Manchen bleibt nichts anderes übrig – sie müssen am heiligen Sonntag arbeiten. An dieser Stelle sende ich euch mein Mitgefühl. Ich kenne von früher extrem langweilige Sonntage, gerade in den Zeiten des Singledaseins. Dazu am besten noch graues, trübes Wetter. Nicht gerade fröhlich machend für einen Melancholiker. Selbst Trinken machte keinen Spaß. Es heißt ja auch: Eben ein typischer Sonntag. Fernsehn kann anöden. Gespräche können ausgehen. Es regnet, stürmt und schneit, doch man will ja eigentlich sowieso nicht vor die Tür. Man fühlt sich nicht. Das Zimmer, in dem man wohnt, ist erdrückend, noch dunkler als draußen, das Fenster zu klein. Die Telefonate sind düster, keiner weiß so recht, was er sagen soll. Also bla, bla, bla. Danach geht’s einem auch nicht besser. Da wäre es doch ganz gut, wenn man wie Udo in einem großen Hotel leben würde. Immer neue Leute, ein Raucherraum wie in der Psychiatrie, wo die besten Gespräche stattfinden. Psychiatrie Atlantic, sehr sympathisch. Die Langweile vergeht, vielleicht. Bestimmt nicht immer. Auch nicht mit Alkohol. Vielleicht gerade mit Alkohol nicht. Gibt es Menschen, die nie traurig sind? Ich weiß es nicht. Einen guten Film schaltest du aus, du kannst ihn gerade nicht ertragen. So geht’s mir heute Abend, am Sonntag, in meinem Zimmer. Die Uhr macht tick-tack, es ist halb acht, mein Sohn liegt im Bett und schläft. Und ich kämpfe mir hier einen ab. Man merkt es. Schwache Sätze. Keine Ideen. Es fließt nicht. Nicht einmal der Rotwein schmeckt. Egal, ich trinke ihn trotzdem. Eine Zigarre würde guttun. Einfach abhängen und rauchen. Am besten unter Leuten. Aber mein Haus ist kein Hotel, und einen Raucherraum gibt es schon mal gar nicht. Schade. Aber jetzt drehen wir den Spieß mal um:
Guten morgen, liebe Leute! Ich wünsche euch einen wunderbaren Guten Morgen! Schaut aus dem Fenster, freut euch über den Schnee – und kotzt drauf … Hm, klappt nicht so gut. Eigentlich ist es eine Unverschämtheit, so etwas zu posten. Ich will euch nicht vergraulen. Vielleicht fällt mir ja morgenfrüh etwas Schöneres ein. Bis denne !
Bukowski-Verschnitt
Mit Gedichteschreiben und Briefe verfassen vertreibe ich mir die Abende. Also damit, womit man kein Geld verdient. Ich bräuchte aber ein bisschen Geld. Mal für ne Kneipe, mal für n Hamburger, n paar Whisky-Cola. – Na ja, heute habe ich Zeit und Geld! Ich gehe zu Ole ins Havana. „Ach du Scheiße“, werde ich begrüßt. „Der Bukowski-Verschnitt. Willste boxen?“ – „Was?“ – Na, Buk hat doch auch immer geboxt!“ – „Ach, fick dich und lass mich trinken!“ – „Hä?“ – Mir ist das zu blöd, und bevor ich bestelle, setze ich mich aufs Fahrrad und fahre zu Bernie. „Ach du Scheiße“, werde ich begrüßt. „Du wagst dich hier noch her? Deine Lesung war der letzte Scheiß, du Möchtergern-Bukowski!“ – Ich fahre mit dem Rad zum Kiosk. Den Kioskmann kenne ich nicht, er mich auch nicht. Ich kaufe mir eine schwarze Dose, fahre weiter nach Hause und lese Hemingway .