Sonne satt und Wale und Wahlen

Strahlend blauer Himmel über uns, keine weiße Wolke, der weite graue Ozean, keine Wellen, weiße Motorboote, weiße Segelschiffe liegen still im Hafen, ein paar Yachten, wir fahren raus, etwa eine Stunde lang, ich schieße Fotos von meinem Sohn, seine Haare fliegen über die Reeling, er ist quietschvergnügt, wir werden langsamer, stoppen, denn wir erblicken einen schnittigen Hai. Es geht mit Vollspeed weiter, das Schiff ist voller Menschen, etwa 200 würde ich sagen, dann der erste Wal, lang, fett, schwarz, vielleicht dreißig oder vierzig Meter entfernt, die Schwanzflosse ragt kurz gen Himmel, bevor sie wieder in den Tiefen verschwindet. Die Leute rufen Boah oder Ooohhh und Aaahhh … Sie drücken auf die Auslöser, alle staunen, sind begeistert, sind geflasht. Jetzt treibt das Schiff – wieder taucht ein Wal auf, wieder dreißig Meter entfernt, ich schieße Fotos wie wild, bin dann enttäuscht, dass ich mehr aufs Fotografieren als auf den Wahl geachtet habe. Ich muss nicht lange warten, wieder ein fetter schwarzer Wal, und noch einer, er schießt seine weiße Fontaine nach oben, atmet aus, ist oben auf dem Meer, weil er Luft kriegen muss. Etwas später zwei Wale, dann drei, dicht nebeneinander, dann vier Wale mit einem Walbaby, es ist zwölf Monate alt, wird gesagt … Alle sind beeindruckt, die Zeit vergeht viel zu schnell, jeder wartet auf den einen besonderen Augenblick, auf DAS Foto, jeder spürt den Kick, jeder meint, ein Wal könnte ruhig noch näher als fünfzehn oder zwanzig Meter rankommen. Insgesamt waren wir vier Stunden unterwegs, es war großartig, ich bin absolut dankbar, dass ich diesen Tag erleben durfte.

Wahlen in Deutschland.

Eigentlich ist es so gekommen, wie es vorausgesagt wurde, aber die 13,5 % der AFD sind heftig. Klar, Veränderung schön und gut, aber dann bitte in eine andere Richtung. Ihr werdet euch erinnern, dass dies kein poltitischer Blog werden soll oder kann, weil ich von Politik zu wenig Ahnung habe, trotzdem fordere ich dazu auf, Ohren und Augen offen zu halten und die ganze Angelegenheit gut zu verfolgen. Ich will auch gar nicht allen AFD-Wählern unterstellen, dass sie rechtsradikal sind, aber was noch nicht radikal ist, kann es schnell werden, gerade wenn es zu viele schlaue Redner, die es verstehen, den „richtigen“ Ton zu treffen, gibt. Es gibt genug Leute, die die Schnauze voll haben von Flüchtlingen und überhaupt von Ausländern, sie glauben nicht daran, dass es ihnen genauso gehen könnte, können nicht wahrhaben, dass sie nur Glück gehabt haben, in ein westliches Land hineingeboren worden zu sein. Mir ist klar, dass es Armut in Deutschland gibt, dass es in manchen Bundesländern zu wenig Arbeit gibt, aber es gibt viel zu viele kleingeistige Idioten, die nicht über den Tellerand hinausblicken können, die nicht mit den hungernden und durstenden Menschen mitfühlen können. Ich will nicht behaupten, dass ich das kann, nur weil ich mal ein paar Tage nichts zu essen hatte, aber ich kenne zum Glück die Dankbarkeit dafür, ein Dach über dem Kopf haben zu dürfen und mir bei Aldi was Schönes aussuchen zu können. Das konnte ich auch, als ich vom Sozialamt gelebt habe. Kein Mensch auf der Welt müsste hungern, wenn es gerechter zugehen würde. Aber was ist schon gerecht? Ist es gerecht, dass manche Fußballer Zwanzigmillionen im Jahr verdienen? Ist es gerecht, dass ein Autokonzern-Manager Zehnmillionen jedes Jahr für sich einstreichen darf? Ist es gerecht, dass ich der reichste deutsche Schriftsteller werde? HA! Ja, ich finde es ungerecht, wieviel ich verdienen werde, aber ich kann da ja gar nichts zu. Ich schreibe einfach diese ganzen genialen Gedichte, weil ich ein Genie bin. Ich hatte eben Glück, dass ich mein Talent erlkannt habe, aber wenn man nur vor der verschissenen Glotze hängt und RTL2 sich reinzieht, sich dabei selbst vergisst, nicht auf seinen Verstand und auf sein Herz hört und glaubt, alles, was die da bringen, ist wahr, dann Prost Mahlzeit. Blind und taub und eingeschränkt, und nur ganz wenige in der AFD, nämlich die Machtgeilen an der Führungsspitze, die Führer sozusagen, sind diejenigen, die dieses Dilema erkennen. Sie nutzen ihr Redetalent, ihren starken Charakter, den haben sie nämlich, ich würde nie rhetorisch gegen einen ankommen, sie sind da, um schwache Seelen zu beeinflussen, und der Nachbar beeinflusst auch wieder den Schwächeren und zusammen ist man ja sowieso ganz stark. Man geilt sich zusammen an der Ungrechtigkeit auf und will endlich, endlich Gerechtigkeit. Und gerecht ist es dann, die Flüchtlinge zu verbannen, sie abzuschieben, sie in ihre Heimat zurückzuschicken, wo sie nichts zu fressen und zu trinken haben, und wenn einer gefoltert wird – na und!? – was solls! Leute, wir brauchen die EFP, die ERSTE FRIEDENSPARTEI, wir brauchen den Künstlerindianerstamm. Verbündet euch endlich, ihr Künstler, geht gemeinsam den wahren Weg der Nächstenliebe. Sammelt euer Geld zusammen und helft gemeinsam. Nicht jeder einzeln. Gründet ihr die EFP! Ich mache einfach mit, ich bin kein Redner, kein Politiker, aber ich möchte mit ganz, ganz vielen Menschen auf einer Welle des Friedens schwimmen, auf einer seichten Welle, die aber auch, wenn sein muss, aufbraust und in die Höhe schießt. Nicht nur die Künstler in Deutschland, das reicht nicht, ich rede von allen Künstlern auf der ganzen, ganzen Welt. Schriftsteller, Musiker, Maler, Steinhauer, Fotografen, Fußballspieler, überhaupt Sportkünstler, ALLE KÜNSTLER, uns geht es zu gut! Wir werden überbezahlt! Es zahlen die für uns, die kaum Geld haben! Durch sie werden wir immer reicher und reicher und fetter und fetter. Prost! Ich hol mir noch einen. Ja, und ich ziehe an der fetten Zigarre für zehn Euro! Und ich bin sowieso viel zu fett, weil ich einfach viel zu viel Scheiß gefressen habe. Ich werde mir trotzdem die ganze Welt angucken, werde reisen, werde genießen, meinen Sühten frönen. Ach, mehr möchte ich gar nicht schreiben.

Die letzten zwanzig Minuten, die ich noch aufbleiben werde, werde ich entspannen. Ich rauche die Zigarre auf und trinke mein Glas aus, nehme dann mein verdammtes Psychopharmaka (nimm bloß mehr, werden jetzt einige denken) und trinke meinen Yogitee für den Abend. Es ist gleich halb zwölf, der Tag war wieder wundervoll, der Abend mit euch erst recht. Vielen Dank dafür  !

 

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