Gestern hatte ich den ganzen Tag einen Duchhänger. Konnte mich zu nichts aufraffen, habe mich gelangweilt, wusste nichts mit mir anzufangen, stand mir selbst im Weg. Kein guter Zustand. Und heut Morgen bin ich auch nicht gerade mit guter Laune aufgestanden, die Grundstimmung ist eher unten, mir fällt es unglaublich schwer, diesen Beitrag zu schreiben. Ich bin leer. Das heißt, ich weiß nicht, wie es mit BLOCK vorangehen wird. Gestern war ich wieder hoffnungslos – so geht es ständig hin und her. Ein Buch aber muss aus der steten Kraft wachsen. Es muss packen. Und packen kann es natürlich nur, wenn es dich als Autor auch packt. Und zwar von der ersten bis zur letzten Seite.
Es ist Freitag, 7 Uhr 20. Das Wochenende steht an, Montag geht es zurück nach Hause. Ich werde mich nicht länger krankschreiben lassen, wieder meinen Job ausüben und versuchen zu schreiben. So werde ich merken, ob ich oder wie weit ich noch depressiv bin. Am Mittwoch treffe ich mich mit TB, der gerade „weg“ gelesen hat. Er sagt, das Buch habe ihm Spaß gemacht. Ich freue mich über jeden, der ein Buch von mir durchliest, ohne sich zu quälen. Ralf hat „weg“ und „Mucho Guscho“ gelesen. Er hat mich noch auf einige Fehler hingewiesen, die es zu korrigieren gilt. Ich denke, dann sind beide Bücher ziemlich rund.
Freitagabend, 22 Uhr 45
Ich bin müde. Ich merke, dass ich nicht frei bin, dass es Dinge gibt, die mich belasten. Ich merke, dass dich im Leben alles einholt, früher oder später. Irgendwann. Spätestens auf dem Sterbebett. Du nimmst dein Gewissen mit, wohin auch immer. Ehrlich durchs Leben gehen. Wem gelingt das schon. Jeder übertreibt. Wer bleibt schon immer ganz bei der Wahrheit. Jeder dichtet ein wenig hinzu, damit es sich gut anhört. Zum Vorteil. Ein Vorteil kann sich in ein Nachteil verwandeln. Zumindest dann, wenn du deinen Vorteil herbeibetrogen hast. Das Gewissen ist stark. Es beschert dir deinen Ausdruck. Es lässt dich denken. Du haderst mit dir, wenn deine Seele noch einen Funken Gutes in sich trägt. Was ist gut? Gut und schlecht werden von der Gesellschaft ausgelegt, in der du dich befindest. Von den Gesetzen. Oder auch von deinen Nächsten. Die Moral. Die Religion. Jeder fährt einmal in eine Sackgasse. Entweder du drehst um oder knallst gegen die Wand. Das Leben aber ist keine Sackgasse, dessen bin ich mir sicher. Meiner Meinung nach ist es endlos. In dieser Form natürlich nicht, dein Körper wird es dir bald beweisen. Ich bin so müde.
Samstagabend, 22 Uhr 40
Wein, Weintrauben, Käse, Eierlikör, es ist warm. Der totale Luxus. Meine Gedanken könnten frei sei. Könnten. Können sie natürlich nicht – schließlich nehme ich Medikamente, die das Denken beeinflussen. Würde ich sie nicht nehmen, würde ich total abheben. Mir kommt es manchmal so vor, als lege sich ein Stein auf mein Hirn und quetsche die wichtigsten Zellen ein. Die Zellen, die für die Freiheit zuständig sind. Und die Zellen für die Fantasie und das Glück. Aber würde ich die Medimanete nicht nehmen, flöge ich kreuz und quer durch die Weltgeschichte – gedanklich natürlich nur. Maniker, die Geld haben, fliegen wirklich oft in der ganzen Welt herum.
Ich freue mich darauf, die Arbeit an BLOCK wieder aufzunehmen, wenn ich zu Hause bin. Ich habe mich nun endgültig dazu entschlossen, den Roman in der 3. Person zu schreiben. Schweres Thema – leichte Kost.