Nichts mitzuteilen

Ein wenig Poesie wäre ganz schön. Poesie ist genauso schön wie fliegen, stelle ich mir vor. Schöne Worte zu finden ist dem Schriftsteller vorbehalten. Lügen zu verbreiten, dem Politiker. Zum Glück bin ich kein Politiker. Was ich bin, ist Mensch. Umhüllt von einem schweren Leib. Was ich bin, ist Seele. Seele in einer schweren Hülle.

Heute Abend genieße ich sehr die Stille in meinem kleinen Zimmer. Der ganze Tag ist an mir vorbeigedümpelt. Nichts war zum Greifen. Kaum habe ich die Vögel wahrgenommen. Kaum die Bienen und Hummeln. Nicht die Sonne, nicht den Wind. Schlapp bin ich gewesen. Dennoch nicht schlecht drauf. Nur müde. Oftmals nimmt man sich etwas vor und nichts passiert. Der Tag zieht so vorbei und man ist zu faul, ihn sinnvoll zu nutzen. Schade. Man hat ja nur wenige. Auf jeden Fall habe ich den Tag nicht zum Schreiben gewinnen können. Es ist gleich halb elf am Abend und den ganzen Tag hätte ich genug Zeit gehabt.

Ich streichele mir das Kinn unter dem Bart, trinke einen Schluck Kräutertee und warte auf ein paar Worte. Seit anderthalb Wochen habe ich keinen Alkohol getrunken, ich bin auf Diät. Mal wieder. Ich habe vor, ein Strich in der Landschaft zu werden. Rank und schlank. Ich bemerke das Alter heranschleichen. Fühle mich nicht fit, vieles ist zu anstrengend. Treppen gehen. Spazieren gehen. Fahrrad fahren. Die einfachsten Bewegungen. Ich weiß, dass es höchste Zeit ist, etwas für meinen Körper zu tun. Je älter man wird, desto schwerer fallen einem manche Schritte. Vor allem aber möchte ich mich vollkommen klar fühlen. Keinen Alkohol zu trinken ist einer der ersten Schritte.

Die Ruhe in meinem kleinen Zimmer ist wundervoll. Der Kräutertee mundet. Meine Familie schläft. Es geht mir heute Abend nicht darum, mich mitzuteilen. Es geht mir eher darum, mein Hirn etwas mehr auf Vordermann zu bringen. Und das Gefühl zu erleben, doch noch etwas geschrieben zu haben. Um noch einmal den Roman BLOCK aufzuschlagen, ist es mir zu spät geworden. Jaja, heute hätte ich viele Stunden Zeit gehabt. Ich will nicht sagen, dass ich den ganzen Tag verschenkt habe. Doch zumindest einen Großteil meiner freien Stunden. Morgen wird mir der Tag neue Chancen bieten. Schon jetzt freue ich mich aufs Aufstehen um sechs Uhr. Ab acht könnte ich auf der Terrasse sitzen und arbeiten. Wenn nicht wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt. Bestimmt fühle ich mich morgenfrüh klarer und fitter als heute. Da es jetzt gleich elf Uhr ist, werde ich nun ins Bett gehen.

Gute Nacht

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