Ich bin gernervt. Gestresst. Na klar – von mir selbst. Warum? Weil ich mir viel zu oft was vornehme und nichts davon geschieht. Spüre richtig Hass in mir. Und Wut. Da ist nichts mit Klarheit und Ausgeglichenheit, es sind Stunden, die mir zuwider sind. Ich könnte jetzt Cupi anrufen, oder wen anders, könnte mich ausquatschen, wäre danach aber bestimmt noch immer sauer, weil ich die Stunde des Gesprächs nichts für die Welt getan habe. Sondern nur für Cupi und mich. Tage, Wochen, Monate sind schon durch Telefonate bei mir draufgegangen. Ja, man baut sich gegenseitig auf, bekommt auch oft gute Laune, ist auf einer Welle, philosophiert, erzählt von früher, von den gemeinsamen Jahren in Berlin usw., aber im Grunde ist es völlig bescheuert, nicht sinnlos, aber bekloppt, so viel wertvolle Zeit dabei draufgehen zu lassen. Ach, was weiß ich. Ich bin gerade dermaßen unzufrieden mit mir, obwohl die Zigarre glüht, ich auf der Terrasse bei einem Bier am Laptop sitze, dem Wind zuhöre und meine Gefühle rauslassen kann. Ich brauche Struktur. Nicht zehn Dinge, die ich mir am Tag vornehme, neben der Arbeit und den anderen Alltäglichkeiten, sondern ein, zwei Dinge. Momentan komm ich nicht klar mit der Zeit. Auch nicht mit meinen Gedanken. Ich wünsche mir Ordnung im Kopf. Ich kotze mich selbst an. Einiges stimmt nicht. Ich mach es mir schwer. Mein Körper fühlt sich auch derzeit extrem schwer an. Da oben in meinem Arbeitszimmer sind seit Wochen Mikrophon und Kamera eingerichtet – ich kriegs nicht hin „Die letzte Version vom Paradies“ aufzunehmen, auch wenn ich glaube, dass gerade jetzt der passende Zeitpunkt wäre. Es gibt keinen graden Lebensweg. Jede Sekunde ist anders, ist neu. Vor dem Frühstück kann noch alles gut und in Ordnung sein, nach dem Frühstück bist du auf 180. Um zwölf hast du Lust auf was, um 12.30 kannst du dafür nicht den Finger krumm machen. Du freust dich auf ein Treffen, kurz bevor es soweit ist, bist du schon angekotzt losgehen zu müssen. Gerade jetzt kann ich nachvollziehen, warum sich so viele Menschen zudröhnen. Um leerer zu werden. Um die ganze Scheiße zu vergessen. Versuchs mal mit Yoga oder Meditation. Ich weiß. Mach ich aber nicht. Telefonier ich lieber mit Cupi. Oder dröhne mich zu. Oder schreibe euch. Du kannst noch so viel Kohle haben, wenn du von dir selbst angekotzt bist, ist es so, dann musst du was daran ändern. Es gibt Tausende von Beispielen.
Bei mir wird es jetzt gerade etwas besser. Mit dem Gedanken, in ein, zwei Stunden einen Spaziergang zu machen. Wenn möglich, ohne Druck, ohne Uhr, ohne Zeit. Egal, wie lange ich unterwegs bin. Mit zwei Knöpfen in den Ohren und cooler Musik. Früher gabs einen Joint – und dann war gut. War aber der Törn vorbei – klar – alles Scheiße. Alles wieder von vorn.
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