Ich habe heute Morgen am Gottesdienst teilgenommen. Er war sehr erhellend. Eine sehr traurige, aber schöne Predigt. Zudem lese ich seit einigen Wochen meinem Sohn aus der Kinderbibel vor. So komme ich auch noch einmal seit langer Zeit in den Genuss der christlichen Geschichte, die ich durchaus als hochinteressant empfinde. Schade, dass mein Gedächtnis nicht das Beste ist, leider vergesse ich ziemlich rasch wieder das Gelesene. Mein Sohn hingegen saugt es auf wie der Schwamm das Wasser. Was mir immer wieder bewusst wird, ist, dass unser Herr wirklich gnädig ist. Du kannst noch so viel Scheiß bauen; bereust du von Herzen, also richtig tief und innig, bekommst du meistens eine neue Chance. Gott gibt uns Zeichen. Pech für den, der sie nicht versteht zu sehen, zu fühlen, zu hören – eben Pech für den, der sie nicht als Zeichen anerkennt. Der Herr ist in uns. In jedem von uns. Ich bin ganz und gar Christ. Ich glaube an Jesus Christus. Jedenfalls zweifele ich nicht daran, dass er einst gelebt und gewirkt hat. Ob er Tote auferweckte oder auch übers Wasser ging, ist nur vorstellbar. Ich finde, wenn es jemand glaubt, soll er es glauben. Jeder kann glauben, was er möchte. Oder eben nichts. Wir können hier in diesem wunderschönen Land völlig frei sein in unserem Glauben. Oder eben im Nichtglauben. In anderen Ländern wirst du geköpft, wenn du nicht an den für dich vorherbestimmten Gott glaubst. Vorherbestimmt durch Fanatiker. Sie trichtern dir ihren Gott ein. Sie trichtern dir auch ein, dass ein Menschenleben nichts wert ist, glaubst du nicht an ihren Gott. Auch der christliche Gott sprach: „Du sollst keine anderen Götter anbeten …“ Schon seit früher Kindheit glaube ich. Konfirmieren lassen habe ich mich allerdings, glaube ich heute, größtenteils des Geldes wegen. Ich möchte meine Frau in den nächsten Jahren fragen, ob sie mich noch einmal heiratet: Kirchlich. Christlich. Ich freue mich darüber, dass wir nur standesamtlich getraut sind, aus dem schlichten Grund, weil so noch eine Hochzeit vor uns liegen kann. Ich wünsche mir eine riesige Party. Ich würde meine Frau immer und immer wieder heiraten. Jederzeit. Sofort. Doch manchmal hadere ich natürlich mit der Kirche. Höre oder sehe ich von ihren bestialischen Kreuzzügen. Höre oder sehe ich von den ganzen Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen. Die Folter. Der Zwang. Der Missbrauch. Die Vergewaltigungen. Die zum Teil von den angeblich Frommen Ausländerfeindlichkeit. In der Predigt heute ging es um den Tod. Es ging darum, nahestehende Menschen verlieren zu müssen. Es ging um Krankheit. Um Sünde. Um Buße. Wenn du wirklich glaubst, lässt Gott dich nicht im Stich. Auch nicht im Tod. Warum geschieht so viel Elend auf der Erde? Vielleicht ist es ja wirklich so, dass unser Glaube insgesamt zu klein ist. Gott ist in mir, das fühle ich. Das fühle ich immer und immer wieder. Ohne Glaube hätte ich mir schon lange das Leben genommen. Ich wäre gestorben, egal, ob absichtlich oder aus Versehen. Danke. Ich bin dir tief ergeben und dankbar. In der Predigt ging es zudem noch um Freundschaften. Wenn sogar Gott dir verzeiht, warum tun es dann manche „Freunde“ nicht? Weil sie keinen Glauben besitzen. Weil sie sich wichtiger als Gott nehmen. Weil wir alle keine Götter sind. Nein, sind wir nicht. Ich weiß, es gibt ein paar Dinge, die sind kaum zu verzeihen. Ich brauche sie nicht zu benennen. Doch zumeist geht es doch nur um Lächerlichkeiten.
Ich mache für heute Schluss und setz mich noch für eine Stunde an meine Kurzgeschichten.
Liebe Grüße
Henning