Egosucht

Montagabend um 21.35

Sei nicht egoistisch. Denk nicht nur an dich. Wenn du einem Menschen hilfst, dann tu dies mit Herz. Fürchte dich nicht. Geh den Weg deines Herzens. Und wenn du Glück hast, auch den Weg ihres oder seines Herzens. Vielleicht schlägt ihr Herz in deinem. Vielleicht schlägt dein Herz in ihrem. Sei dankbar, dass du selbständig atmen kannst. Sei dankbar, dass du selbständig zu denken vermagst. In deinen Gedanken bist du frei. Gönn dir eine Portion gesunde Fantasie. Leg deine Aggressionen beiseite. Glaub nicht, du wärst sehender und weiter als andere. Lieber die Fresse halten. Nimm dich zurück. Sei bescheiden in deinen Aussagen. Und wenn du glaubst, du seist sehend und weit und weise, schau in den Spiegel und betrachte dein Leben. Ja, mag sein, dass du es schwerer gehabt hast als andere. Doch wie viele Steine, die auf deinem Weg waren und sind, hast du dir selbst vor die Füße gelegt! Saufen heißt nicht gleichzeitig, dass du lebst. Schwachsinn ist es zu sagen, geil, ich habe gefeiert, also habe ich auch gelebt. Na ja, irgendwie vielleicht doch ein wenig mehr, als jemand, der völlig nüchtern durchs Leben geht und jeden Abend vor der Glotze hängt. Dann hat man wohl doch mehr vom Leben, wenn man säuft und feiert. Bist du stoned, wird dir oftmals vieles bewusster. Trotzdem bist du nicht freier als Milliarden andere Menschen. Im Gegenteil, du benebelst deinen Geist. Vergleich dich nicht mit anderen. Dröhnst du dich täglich zu, egal mit was, sitzt du in einem Käfig. Nicht du regierst über dich, du lässt dich von der Droge regieren. Du bist krank. Zigaretten, Cannabis, Alkohol, Sex, harte Drogen, egal, scheißegal. Sieh zu, dass du immer nein sagen kannst, auch in schwachen Momenten. Es gibt immer die Sekunde davor. Zeit genug, um zu dir selbst nein zu sagen. Beweis dir deine Stärke. Tu es für dich. Tu es für deinen Partner. Für dein Kind. Mag sein, dass Jesus auch gekifft hat, doch sicherlich brauchte er es nicht. Du hast doch sowieso schon alles gefühlt, was auf Droge möglich ist. Hör endlich auf mit der Scheiße und nimm dir nicht tagtäglich die Klarheit. Du bildest dir ein, du wärst klar, wenn du breit bist – bist du aber nicht. Na ja, du musst es selbst wissen.

Donnerstagabend um 21,20

Schön ist es, eine neue Idee für eine Geschichte im Kopf zu wissen. Ob sie lang oder kurz wird, weiß ich noch nicht. Ich nenne sie „Onkel Erwin“, der wirklich mein Onkel gewesen ist. Zwei Seiten sind bereits verfasst. Auch wenn es am Ende nur acht oder zwölf oder zwanzig Seiten sind – die Geschichte bringt mir Freude und Spaß. Diesen Spaß (jetzt schon nach wenigen Sätzen) habe ich lange nicht beim Verfassen eines Textes gespürt. Zumindest ich finde einige Passagen zum Grinsen. Und wer Onkel Erwin kannte, grinst mit Sicherheit ebenfalls. Onkel Erwin war ein absolutes Unikum, ein total durchgeknallter und inspirierender Typ. Danke Onkel Erwin, dass du mein Onkel warst. Ist aber auch nicht weiter schlimm, dass du jetzt tot bist. Bestimmt geht es dir da oben oder da unten besser als die letzten Jahre hier auf Erden.

Ich sitze in meinem kleinen Zimmer am Schreibtisch und schreibe diese Zeilen. Meine Wanduhr von 1910 war die letzten Jahre außer Betrieb, nun ist sie gerade bei einem Uhrenmechaniker und wird repariert. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen. Am Wochenende fahre ich mit meinem Sohn zu unserem guten Freund nach Münster. Ich wünsche euch schöne Tage, bis bald

Henning

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