Das neue Buch „S.S.“

Ich habe mich entschieden, mich entschlossen – S.S. ist in Arbeit. Von nun an arbeite ich an dem neuen Roman, habe vor, ihn in einem Rutsch durchzuschreiben. Dieser zweite Arbeitsschritt (der erste war die Idee im Kopf reifen zu lassen) braucht schätzungsweise, wenn es gut läuft, drei bis sechs Monate. Darauf wird das Ding zwischen zehn und fünfzehn Mal komplett überarbeitet, zur Hälfte etwa in ausgedruckter Form. Im Anschluss lasse ich ein einziges Buch drucken, um ins letzte Detail zu gehen. Meistens benötige ich für ein Buch zwei bis drei Jahre, also wird es mal wieder ein durchaus langes Projekt. Zwischenzeitlich (auch, wenn ich es nie wieder tun wollte) werde ich den einen oder anderen Verlag oder die eine oder andere Literaturagentur mit meiner Idee behelligen und versuchen, diese zu überzeugen. Ich hab was gelernt: Du musst bescheiden ans Werk gehen. Nicht rumprahlen, wie ihr es von mir kennt, ich hätte hier das Ding des Jahrhunderts und es wird der absolute Bestseller. Ich hab gemerkt, darauf steht die Presse überhaupt nicht, keine Agentur und erst recht kein Verlag. Solche Äußerungen kann ich nur bei meinen besten Freunden loslassen oder bei Leuten, die mich sowieso nicht ernst nehmen. Sehr oft wurde und werde ich als Großkotz bezeichnet. Wenn ihr meinen Blog verfolgt habt, habt ihr ständig darüber gelesen, wie großartig ich mich fühle. Ihr sagt Größenwahn, ich sage Hypomanie. „F25“ Ihr sagt, völlig bekloppt, ich sage, dann leckt mich am Arsch, ihr habt nichts von meiner Diagnose verstanden. Bleibt, wo der Pfeffer wächst, es interessiert mich nicht. Freundschaft ist ein wichtiges Thema für mich, immer und immer wieder. Man muss sich die Wahrheit sagen können, man muss konstruktive Kritik austeilen und einstecken können, ohne sich in Beleidigungen zu verlieren. Einem Freund verzeiht man. Ein Freund nimmt und gibt. Ich scheiß auf „Freunde“, die nur nehmen. Ich scheiß auf Freunde, die keine Entschuldigung annehmen und sich selbst nicht entschuldigen. Du kannst nicht immer nur aufbauen und für andere dasein. Und wenn du siehst, dass ein Freund immer die gleichen Fehler macht, dann lass ihn machen, gib die Verantwortung an ihn zurück. Rüttel ihn wach, spiegel ihn wider und lass ihn ziehen, wenn er dir nur Ärger bereitet. Befrei dich von ihm. Er wird sich sonst immer wieder bei dir melden, wenn er Hilfe braucht. Merk dir, du bist nicht verantwortlich für die Scheiße, die er verzapft hat. Du hast wahrscheinlich selbst genug mit dir und deinen Sorgen zu tun, aber das vergessen die Egozentriker. Du musst deine eigenen Probleme bewältigen. Psychologen und Mediziner arbeiten mit Grenzen, und auch du hast das Recht zu sagen; Halt! Stopp! Bis hierher und nicht weiter! Lass dich nicht zu tief in einen Sumpf ziehen, den du nicht kennst. Und auch nicht kennen willst. Menschen, die keine Grenzen kennen, sollten ganz besonders auf der Hut sein. Und auch Menschen, die keine Grenzen setzen können, sind in Gefahr.

Die Wanduhr von 1910 tickt. Sie stand drei Monate still. Jetzt hab ich sie wieder aufgezogen, sie verleiht der Kammer Leben. Kammer oder Zimmer – 7,5 Quadrat. Keine schöne Aussicht, aber gemütlich. Mein Traum: Nicht mehr eine Schreibwohnung in Linden. Nein. Ein Schreibhaus in meinem eigenen Garten. Selbst gebaut, Stein auf Stein, jeder Handgriff mein eigener. Es fehlt nur noch der Garten. In meiner Vorstellung steht das Haus schon. Ihr wisst, Gedanken können sich verwirklichen und materialisieren. Man muss sie oft genug denken, sie träumen, ausschmücken, dran glauben, sie verfeinern usw. Ich sag euch nichts Neues. Das Cover von S.S. existiert einmal in meinem Kopf, und einmal in Jeans Kopf. Das Buch wird so um 200 Seiten umfassen, denke ich. Wenn es nachher 180 oder 220 sind, auch gut. Es wird ein radikaler Text von der ersten bis zur letzten Seite. Obszön, vulgär, knallhart in der Sprache, topaktuell im Thema. Die Faschos werden mich hassen, diverse Ausländer mich beschimpfen und bedrohen, Homosexuelle aufschreien. Alles scheißegal, genauso scheißegal wie es dem Protagonisten ist. Er hasst alle. Besonders sich selbst. Ganz besonders sich selbst. Und er scheißt aufs Leben. Es ist ihm lästig, es ist ihm im Weg, er will es wegräumen wie einen Umzugskarton. Mit Steinen drin. Versenken. Es ist die Freiheit des Autors, die Freiheit des Künstlers, er kann erschaffen, was er will und wen er will, jedenfalls – und zum großen Glück – in diesem Land. Sollte man jedenfalls annehmen. Wird gesagt. Es wird viel zu viel gesagt. Versprochen. Geschworen, vor Gott geschworen, und dann werden doch kleine Kinder von den „Heiligen“ gefickt. Und der Künstler soll sich zurückhalten, im Wort!? in der Schrift!? Vergesst es, Leute. Verwandele deine Gedanken in Kunst. Scheiß drauf, ob sie gefällt oder nicht. Sag einfach die Wahrheit oder denk dir eben was aus, deine Entscheidung. Male, was auch immer. Provoziere. Ja. JA! Du weißt, was du hast. Du weißt, was du kannst. Du weißt, was du zu sagen hast. Lass dir nicht reinreden. Lass dich nicht schönreden. Sag das Wort der Heiligen: FICK! FICK! FICK! Ist euch schon mal aufgefallen, dass kein Priester in den Knast muss. Da brauch ich gar kein Fragezeichen zu setzen. Verlogenes Pack. Ich schreib mich warm. Rage. Endlich, endlich mal wieder, ich war so lange weg von den Tasten, von den schwarzweißen Tasten, das Klackern blieb viel zu lang verstummt. Keine Idee. Keine Kreativität, Unis und Schulen wollte ich zwecks Lesungen anschreiben, noch schlimmer – anschreiben lassen von einer Freundin – ich scheiß drauf. Nicht auf die Freundin natürlich – nur auf das Klinkenputzen. Geld wollte ich verdienen, um meine Familie ernähren zu können. Mit Lesungen? Mit zehn Lesungen im Jahr? Vergiss es. Und diese grauenvolle Arbeit, die damit zusammenhängt. Unis – wo die Menschen sich selbst aufgeben. Schulen, wo man dressiert und auf das Sklavenleben hingerichtet wird. Hingerichtet – wie passend. Ja. Der Künstler ist gerade da der Künstler, wo er echt und nicht künstlich wirkt. Wo er kein Blatt vor den Mund nimmt, wo er die Vagina durch den Pinsel zum Glühen bringt. Aber wir sollen ja unsere Fressen halten, uns anpassen. Nein. Zum Glück darf der Künstler frei gestalten, sonst würde er auch bald vor die Hunde gehen, wie so viele Bandarbeiter. Und die meisten trauen sich nicht. Sie bleiben „im Rahmen“. Ha. HA! Anpassen. Mitschwimmen. Nur nicht auffallen. Du sollst dich nicht prügeln, du dummes Naziarschloch, du radikales, fanatisches Linksgesockse, du sollst nicht pöbeln – mach lieber Kunst. Mal dein Zimmer an. Mal die Zimmer deiner Freunde an. Mach die Welt bunt. Mit Musik, mit Prosa, mit Zeichnungen … Jeder Mensch ist Künstler, jeder Mensch ist nichts als Kunst, so wie er erschaffen wurde. Kein Kunstwerk ist so wertvoll wie der Künstler, der die Kunst erschaffen hast. Was? Verstehste nicht. Weil du nicht glaubst. Deine Sache. Deswegen bis du nicht besser oder schlechter. Himmel oder Hölle. Keine Ahnung. Bumerang. Ja.

Diese Zeit hätte ich für S.S. nutzen können. Hat aber Spaß gemacht. Bin jetzt platt, trinke noch n Rum, rauch vielleicht noch eine … Oder auch nicht. Nehme Medis, die müde machen, die mich schlafen lassen. Und morgenfrüh um sechs raus aus den Federn, wie jeden Morgen. Jetzt hör ich noch ne Seite … irgendwen   .

 

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