Bettler / Alter Freund / Neuer Roman

Der Typ sah nicht nach Geld aus, wirklich nicht, zerschlissene Jeans, langes Haar zum Zopf gebunden, ziemlich schlank, bestimmt Raucher, abgetragene Turnschuhe … Er legte dem Bettler ein paar Münzen in den Becher und schlenderte weiter, einfach so, als sei nichts gewesen. Aber jede Wette, in dem Augenblick des Gebens hat er sich gut gefühlt, und das zu recht. Jaja, man muss geben ohne zu fordern, weiß ich selbst, aber dieses gute Gefühl bekommt man gratis dazu, in jenem Augenblick und auch noch ein paar Sekunden danach. Und ich kaufe mir hektisch einen Asphalt, weil ich gerade zwei Sekunden Zeit dafür habe. Fast hätte ich ihn nicht gekauft, weil ich mir gar keine Zeit nehmen wollte. Ja, ich bin sicher, dass viele Menschen sich das Obdachlosenmagazin nicht kaufen, weil es ihnen an Zeit mangelt. Kurz stehen bleiben, Blickkontaklt womöglich noch, zahlen. Ich nehme mich da nicht aus. Man kann auch nicht jedem Bettler Geld mit Herz geben. Das verlangt der Bettler auch nicht, ihm reicht der Groschen, denn nicht mit dem Herz kauft er sich das Brot, sondern mit der Münze. Das wollte ich nur mal kurz gesagt haben, mehr nicht.

Ich möchte noch ein paar Zeilen zum Thema „Alter Freund“ schreiben. Ich habe nämlich einen alten Freund, den ich seit ca. 34 Jahren nicht mehr gesehen habe, am Freitag im Havana getroffen. Was für eine riesige Freude! Und ehrlich, in den letzten Monaten habe ich oft an die gute Kindheit und den Anfang meiner Jugend gedacht, die ich damals in dem 500 Einwohner-Nest bei Hannover verbracht habe. Eine herrliche Zeit! Wir waren jeden Tag auf dem Bolzplatz und haben gebokt, geraucht und getrunken. Aber insbesondere dachte ich in den vergangenen Wochen eben genau an diesen einen Typen, der wirklich mein großes Vorbild war. Ihn hat mein Angebete natürlich total genervt, ist ja klar, aber ich habe ihn regelrecht vergöttert. Drei Jahre älter, fantastischer Fußballer, schon Zigarettenraucher, immer cool, kräftig, witzig, hat mich zum Camparitrinken verführt, selbstverständlich habe ich gekotzt, dabei war ich schon 13, aber eben das erste Mal richtig besoffen. Ach ja, der Freitag im Havana war wundervoll, und eins werde ich tun: Ich werde diesen früheren Freund zum Grillen einladen und noch viel mehr mit ihm über früher quatschen als letztens. Bestimmt erzähle ich euch in einem meiner Artikel bald mal von meiner schönen Kindheit.

Meine Frau hat den neuen Roman durch, ich hatte keine Ahnung, dass er so schlecht ist. Hat sie nicht gesagt, sie sagte, da kann man drauf aufbauen, auf Deutsch, ist totale Kacke, aber versuch mal dein Bestes. Werde ich tun, „Im Wahn der Zeichen“ lege ich wieder auf Eis, da kann ich jederzeit ansetzen. Ist jetzt kein Tiefschlag für mich, im Gegenteil, ich weiß, was ich zu tun habe, wo ich Veränderungen vornehmen will und was so stehen bleibt. Ich möchte auf jeden Fall am Stil arbeiten, bessere Lehrer als Paul Auster und Philippe Djian gibt es im Moment kaum für mich, ja, Hemingway, aber lange habe ich nichts von ihm gelesen. Ich verlass mich natürlich nicht zu 100 Prozent auf meine Frau, aber da sie sehr rational denkt, glaube ich ihr in vielen Punkten. Und ich selbst bin mir auch in den letzten Tagen klar darüber geworden, dass ich mit dem Stil nicht zufrieden sein kann und möchte. Damit kann man keinen Blumentopf gewinnen! Will ich aber, ich möchte endlich mit einem Verlag zusammen arbeiten. Und euch wünsche ich eine wunderschöne Woche.

Bis bald    !

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