Ich bin klar und ausgeruht, fühle mich gut, auch wenn es draußen regnet und trüb ist. Mucho Guscho ist ausgedruckt, Bücher sind eingepackt, Medis natürlich auch, dabei, es wäre bestimmt äußerst interessant, mal für ein paar Tage in Boston oder New York in die Psychiatrie zu schauen. Bisschen feiern mit den Jesussen. Na ja, man soll ja nichts heraufbeschwören, ich glaube, ich bleibe lieber auf Cape Cod und arbeite an meinem Buch. Boston möchte ich mir aber auf jeden Fall einen Tag lang angucken, soll eine sehr schöne Millionenstadt sein. Noch zweimal schlafen, dann ab nach Düsseldorf, um dort noch eine Nacht zu verbringen – Whiskybar ist im Hotel, wenn ihr mich sucht, ihr wisst, wo ihr mich findet. Für viele Menschen ist das Reisen etwas fast Normales, für mich ist es ein großes Erlebnis, Europa zu verlassen. Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal in die USA komme, aber wie man sieht, passieren jeden Tag unvorhersehbare Dinge, es sei denn, man arbeitet an seinem öden, toten Leben. Und wenn dann etwas Unvorhersehbares geschieht, gerät alles aus dem Ruder, dann wird man fast verrückt. Ich kenne Langeweile nur aus meinen depressiven Phasen, der Fernseher lief zwanzig Stunden, so lange lag ich mindestens auch im Bett, Tag für Tag, Nacht für Nacht, ich war Serien-Junkie, die Serien, die ich geguckt habe, verrate ich euch aber nicht, sonst haltet ihr mich für total krank. War ich ja auch, wahrscheinlich wurden genau diese Serien für depressive Menschen gedreht, für depremierte Menschen in jedem Fall – Zielgruppe: Kranke Menschen! Gute Zeiten / Schlechte Zeiten war aber nicht dabei. Es soll ja Menschen geben, die süchtig nach dem Zeug sind. Wirklich? Gesund ist das nicht. Oder? Gibt es eigentlich wirklich Menschen, die diese Richtersendungen für bahre Münze nehmen? Ich wette, ja. Kein Wunder also, dass es so viele hirnverbrannte Leute gibt, die rechts wählen. Sie merken einfach nichts mehr, sie sind krank. Sie brauchen Hilfe. Professionelle Hilfe von Linksorientierten wäre wahrscheinlich die beste Lösung. Aber da dies kein politischer Blog wird, da habe ich ja viel zu wenig Ahnung von, schweige ich lieber. So, genug geschwiegen. Vielleicht schreibe ich später noch ein paar Sätze, jetzt heißt es, meinen Sohn ins Bett zu bringen und ihm ein paar Gutenacht-Geschichten zu erzählen. Vier an der Zahl. Zwei Themen gibt er vor, zwei ich. Die Themen wiederholen sich oft, da uns manchmal nichts Neues mehr einfällt. Aber da ich diese Geschichten seit drei Jahren so gut wie jeden Abend erzähle, ist es nicht ganz einfach, sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen. Manche Geschichten dauern nur drei Minuten, manche fünf bis zehn, Hauptsache es sind vier, darunter ist nichts zu machen. Davor lesen meine Frau oder ich ihm auch noch ein bis zwei Bücher vor, ohne geht gar nicht. Nächstes Jahr gehts mit der Schule los, ich bin gespannt, ob er dann selbst mal zu einem Buch greifen wird, anschauen tut er sich jetzt schon öfter welche. Ich habe erst spät angefangen zu lesen, mit zwanzig etwa. Was ich damals verpasst habe, kann ich nicht mehr aufholen, außerdem lese ich sowieso ziemlich langsam, dafür aber sehr genau, schließlich will ich aus jedem Buch etwas lernen und mitnehmen. Klappt nicht immer, aber oft genug. Ich glaube, am meisten habe ich von Hemingway und Bukowski gelernt.
So, jetzt ist es gleich halb elf, habe über eine Stunde mit C in Berlin telefoniert, ein paar Gläser Sekt währenddessen getrunken und ne fette Zigarre geraucht. Zum Glück kann ich unterm Caport sitzen und bin vor Regen und Wind geschützt. Ach, was würde ich dafür geben, hier am PC rauchen zu können. Sollte ich wirklich irgendwann mal eine Schreibwohnung besitzen, wird es so kommen. Jetzt schenke ich mir zum Abschluss, zum Ausklingen des Abends, einen Bacardi ein. In den USA werde ich mir eine Flasche Jack-Gentleman kaufen, freue ich mich sehr drauf. Hm, der braune Bacardi schmeckt wirklich vorzüglich, gerne würde ich jetzt die Anlage einschalten und Musik hören, dann klappt das aber mit dem Schreiben nicht mehr so gut, lenkt mich zu sehr ab. Was kann ich euch noch mitteilen? Ach ja, eben gerade habe ich eine Standart-Mail eines riesigen Verlages erhalten, in welcher mir mitgeteilt wurde, dass ich bis zu drei Monate Geduld für eine Antwort brauche. Es rennt ja nichts weg, vor dem Sommer soll das Buch eh nicht rauskommen. Und sollte ein Verlag Interesse haben, dauert es manchmal noch ein paar Jahre, bis das Ding wirklich gedruckt wird. Allerdings würde ich dann um einen Vorschuss bitten können, damit ich mich ans nächste Werk machen kann, worauf die Verlage ja auch hoffen. Ist das erste Buch ein Knaller, lässt sich das zweite auch noch gut verkaufen, ist das zweite schlecht, sieht es mit dem dritten auch schlecht aus, es sei denn, es ist wieder gut. Ich hätte zu bieten: „Mucho Guscho – (über) Leben unter Irren“ – „weg – die kleine Trilogie“ – „Im Wahn der Zeichen – der Roman“ – „Weltbestseller – Gedichte“ – „Jack Daniel’s-Gedichte“ und „Psychotische Attacken – Kurzgeschichten“. Alles könnte bis zum Ende des nächsten Jahres perfekt abgschlossen sein. Aber im März möchte ich ja lieber mit etwas ganz Neuem beginnen, wie ihr wisst. Die Tage sind zu kurz, die Nächte auch. Mein Sohn kommt nächstes Jahr zur Schule, das heißt, er ist gegen 13.30 zu Hause, dann werden Hausaufgaben gemacht, dann wird gespielt, verabredet, Hobbys nachgegangen. Ich weiß noch nicht so genau, wie das mit meinem Mittagsschlaf laufen soll, den ich wegen der Medikamente jeden Tag brauche. Wahrscheinlich muss ich mich von 11 bis halb eins hinlegen und dann meinen Sohn aus der Schule abholen. Um Viertel vor acht fahre ich ihn hin, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Schule für die ganz Kleinen nicht zu erreichen. Ab der 5. Klasse würde er dann ganztags zur Schule gehen, dann wird es einfacher, aber bis dahin muss ich mir etwas einfallen lassen. Cool wäre ein älterer Schüler, der mit ihm lernt und die Hausaufgaben macht, in der Zeit könnte ich mich schlafen legen. Ist jetzt bei 1,3 Promille nur ein Gedanke. Ist natürlich auch total schön, mitzukriegen, was in der Schule passiert und was gelernt werden muss. Das Beste ist doch, ich verdiene unendlich viel Geld und meine Frau kümmert sich um Sohn und Haushalt. So sollte es eigentlich sein, da sind meine Gedanken altmodisch geblieben, und ich glaube, meine Frau könnte sich das auch sehr gut vorstellen. Sie geht gern arbeiten, macht ihren Job sehr gern, ist erfüllt von ihrer Arbeit, aber nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass sie sich zu Hause auch nicht langweilen würde, es gibt jede Menge zu tun, da draußen ehrenamtlich besonders viel. Ich will schreiben, schreiben, schreiben. Ich schreibe jeden Tag, sind es auch nur ein paar Zeilen ins Tagebuch oder ein verschissenes Gedicht. Oder ein Artikel in diesen Blog. Training, die Finger und erst recht die Gedanken müssen geschmeidig bleiben. Alles locker, alles cool, alles raushauen, was in einem ist. Alles? Nee, natürlich nicht. Es gibt Gedanken, die gehen keinen was an. Keinen. Manchmal denke ich, ich bin zu unpolitisch, aber als Künstler ist es auch nicht gerade das Schlechteste, sich mit politischen Äußerungen zurückzuhalten. Dass fast alle von uns gegen das Nazipack sind, ist sowieso klar. Psychisch Kranke spielen da noch mal eine gesonderte Rolle, Zehntausende von uns wurden im dritten Reich umgebracht oder zumindest kastriert, um die psychischen Krankheiten in allen weiteren Generationen auszulöschen. Grausame Vesuche wurden unternommen, schon bei Kindern, die kleinste Einschränkungen aufwiesen. Und da soll man noch sagen können, Hitler habe auch gute Seiten gehabt? Weil er Autobahnen bauen oder den Maschsee ausheben ließ? Krank. Nicht Hitler, nee, der hatte meiner Meinung nach keine Psychose … Vielleicht doch. Doch. Schwierig. Narzistisch war er allemal. Oder hat er sich etwa abgrundtief gehasst? Seine Mutter auf jeden Fall, die konnte er nicht ausstehen. Und dass er als Künstler versagt hat, hat er auch nicht verkraftet. Ich müsste mal die eine oder andere Biografie zur Hand nehmen, aber ist es nicht so, dass die Zeit viel zu wertvoll für solche Lektüre wäre? Wahrscheinlich schon. Da gibt es Bücher, von denen ich mehr lernen kann. Dabei, ich habe ja eine riesige Idee für einen ganz anderen Roman, der erst in den nächsten Jahren entstehen soll. Es geht um Flüchtlinge, um Nazis, um junge Menschen, auf der Suche nach Orientierung. Hochaktuell, aber erst das federleichte Buch. In fünf Jahren könnten von mir mindestens sieben Bücher veröffentlicht werden, oder mehr. Gebt mir fünf Jahre, gebt mir Geld zum Leben, dann kann ich auf so viele Dinge scheißen, die Zeit kosten. Ehrlich, ihr wisst, ich bin nicht der Schlauste, aber um lesenswerte Bücher zu schreiben, reicht es. Reicht es allemal. Es gibt so viel Scheiß in der Literaturszene, so viel schlechtes, langweiliges, unwitziges Zeug sowieso. Ich schenk mir noch einen ein, bin gerade in Schreiblaune, wie ihr merkt. Ob es gut ist oder nicht, interessiert mich in diesem Fall hier jetzt überhaupt nicht, ich komme kaum mit den Fingern hinterher, morgen lese ich gegen und kann mich entscheiden, ob ich diesen Text abschicke, entscheidet sich wirklich erst morgen. Vielleicht kommt auch noch etwas hinzu, heute morgen zum Beispiel ist mir kaum etwas eingefallen, also auch das weiß ich erst morgen. Ihr auch. Oder übermorgen, je nachdem, wann ihr mich lest. Der Text ist ja schon ganz schön lang, kurze Sachen bringen es oft mehr, bleiben länger hängen, prägen sich manchmal sogar ein. Was prägt sich hier ein? Sieben Bücher in fünf Jahren! 7 Bücher in 5 Jahren! Weltbestseller! weg! Mucho Guscho! Im Wahn der Zeichen! Psychotische Attacken! Jack Daniel’s-Gedichte – Poesie aus der Wanne! Leute, ich muss ins Bett, das Glas ist auch fast leer, Medis nehmen, Buk lesen, wenn überhaupt noch, die Müdigkeit hat mich gepackt.
Gute Nacht !
5 Uhr am Samstagmorgen. Ich kann nicht mehr schlafen, seit vier bin ich wach. Ist es die Aufregung vor der Reise? Denken tue ich ganz andere Sachen, zum Beispiel an meinen Sohn oder an C in Berlin. Hm, wer weiß. Ich werde Udo auflegen und ein wenig in alten Zeiten schwelgen, die Platte „Sister King Kong“ wurde ’76 aufgenommen, sehr schönes Ding. — War wirklich schön, ewig nicht gehört. Udo war seiner Zeit weit voraus, der erste, der Rockmusik mit deutschsprachigen Texten verbunden hat. Und heute ist er wieder einer der Angesagtesten neben Grönemeyer. Vielleicht sitzt er jetzt gerade mit Kaugummi im Mund und Red Bull ohne Zucker in seinem 911er und brettert über die Autobahn, vielleicht sitzt er noch irgendwo in der Bar und raucht die letzte Zigarre vorm Schlafengehen. Vielleicht malt er ein Bild, denkt nach, nippt am Eierlikör oder auch nicht, wobei er Musik hört. Vielleicht fühlt er sich gerade einsam oder liegt mit einer Frau in den Federn, wir wissen es nicht. Wie fühle ich mich? Müde und aufgedreht zugleich. Vermutlich steht mein Sohn in einer Stunde auf und fordert mich. Vielleicht gehe ich jetzt einfach ne Zigarre rauchen, warum nicht. Nee, lieber Kaffee schwarz, noch ne Scheibe auflegen, noch ein paar Sätze für euch hinkritzeln. Zum Glück ist nicht mehr viel zu tun – das Haus ist sauber, fast alles ist vorbereitet, nur noch Kleinigkeiten, die zu erledigen sind und die Koffer zu Ende packen. Kurze Pause, kurz runterwanken und n Kaffee ziehen. Bis gleich. — Ich hab hier so ne Nespresso-Umweltvernichtungsmachine, wenn Geld übrig ist, kommt ein Vollautomat. Mit diesem Ding jeder Kaffee eine Sünde. Udo singt schon ’76, dass wir bald kein Trinkwasser mehr haben werden, die Platte „Sister King Kong“ ist sowieso sehr, sehr politisch, wundervoll, so mutig gewesen zu sein. Wundervoll, so viel Ironie mit in die Texte zu legen und doch bei der vollen Wahrheit zu bleiben. Das haben nicht viele drauf, die meisten sind zu ernst, nehmen ihr Gefasele zu wichtig, reden und reden und ändern doch nichts. Die Panikpartei hätte wirklich gegründet werden müssen, da steckte schon etwas Ernst dahinter, jede Wette. Udo wollte verändern – Udo hat verändert! Die Politik, die Musik, ganz Deutschland ist durch ihn bunter geworden, er hat ganze Generationen beeinflusst. Wie ist es wohl, wenn ihm das manchmal so ganz bewusst wird? Wie fühlt er sich da? Mächtig? Schüttelt er nur mit dem Kopf? Sagt, war eben so. Das Lieblingslied meines Sohnes ist Coole Socke, er hört aber auch sehr gern die Unplugged. Von Marius ist sein Lieblingslied „Die Illusion“ und „Sexy“ singt er auch mit, wenn er gut drauf ist, beide Lieder sind auf der Halleluja zu finden. Wie ist es wohl, wenn Udo, Otto und Marius sich treffen? Sie waren gut befreundet, haben zusammen gewohnt, bestimmt ist es sehr lustig zugegangen. Dabei, Marius habe ich noch nie so richtig lustig in der Öffentlichkeit gesehen, er achtet immer sehr genau darauf, wie er sich ausdrückt und was er sagt. Alles soll gut überlegt sein, bloß kein Fehler, abnehmen kann ich ihm vieles nicht mehr, man weiß ja inzwischen, was für ein Schauspieler er ist. Komischer Mann, wenn man ihn nicht näher kennt. Grönemeyer ist spontan auf seinen Konzerten, Marius überhaupt nicht, da ist alles auf die Minute getimt. Bei Maffay war ich leider noch nicht. Aber sind wir doch mal ehrlich, dass das die vier Großen in Deutschland sind, dann kommt erst mal lange nichts. Klar, Bands wie Fanta Vier, Die Ärzte oder Die Toten Hosen. Alle anderen sind bestimmt auch gut und nett, aber da fehlt es zum Superstar. Xavier Naidoo? Kann ich nichts weiter zu sagen, würde ich aber auch gern mal kennenlernen. Ich kenne seine ganzen Sendungen nicht, aber alle, die Sing meinen Song gesehen haben, sind begeistert gewesen. — Dieser Artikel ist sehr lang geworden, deswegen höre ich jetzt auf, lege noch mal Udo auf und höre der Musik und den Texten zu. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende !
2 comments for “7 Bücher in 5 Jahren!!!”