Es bleibt öde

Etwas traurig. Enttäuscht von dir selbst. Enttäuscht vom Leben. Wärst gerne eine von den Schwalben da oben. Schreiben ist harte Arbeit. Jahrelang hast du es unterschätzt. Und jetzt, im Alter, fällt dir nichts mehr ein – und es ist noch härtere Arbeit. Du könntest alte Sachen überarbeiten. Sie liegen schon seit Jahrzehnten und warten auf einen Schliff. Doch selbst dazu bist du zu faul. Du kannst dich nicht überwinden. Immerzu glaubst du, heute fällt dir etwas Großes ein. Und am Ende landest du im Blog. Schreibst dir die Seele frei; versuchst es zumindest. Wie angespannt du gerade bist! Von Freiheit keine Spur. Trinkst Wein, verzichtest auf Zigaretten. Wirst fetter und fetter. Bemitleidest dich selbst. Du wirst nichts Großes mehr zustanden bekommen, der Zug ist abgefahren. Du hast ihn verpasst, bemühst dich nicht einmal, ihn einzuholen, um im letzten Augenblick hinaufzuspringen. Oder? Was möchtest du? Was erwartest du? Was erwartest du vom Leben? Im besten Fall ist es spannend. Du weißt nie, was kommt. Wer kommt. Wem du begegnest. Wie fühlst du dich gerade? Könntest du deinen Zustand beschreiben? Etwas traurig. Auch leicht wütend. Einiges ist falsch gelaufen. Zu viele Krankheiten. Zu viel Psychopharmaka. Die Pillen zerhacken dein Glück. Nichts ist mehr im Fluss. Längst ist er ausgetrocknet. Ja, in einigen Tiefen steht noch etwas Wasser. Leider nur noch knöcheltief. Pfützen, die nicht einmal dreckig genug sind, um dich zu inspirieren. Genauso gut kannst du über ein menschenleeres Hallenbad ohne Wasser schreiben. Hörst du den Hall? Nicht einmal das.

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