Keine Inspiration

Das Alter? Die Medikamente? Die allgemeinen Lebensumstände? Erlebe ich zu wenig? Ich weiß nicht mehr wie man ein Buch schreibt. Es reicht nicht einmal mehr für ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte. Meine Fantasie ist spurlos in der Kanalisation verschwunden. Sie hat sich aufgelöst. Die Technik ist dahin. Ich starre auf den beinahe leeren Monitor. Nichts als diese wenigen Sätze. Wenigstens ein Anfang. Vielleicht für einen kleinen Beitrag. Gerade habe ich zwei Bücher bestellt. Ich hoffe darauf, dass ich wieder in einen Roman eintauchen kann. Nichts brauche ich dringender als die Inspiration. Ich will endlich wieder lesen und mich anstecken lassen. So langsam werde ich depressiv. Nichts kickt noch. Gefangen im Hier und Nichts. Freunde erzählen mir die interessantesten, aufregendsten und spannendsten Geschichten – und nichts davon kann ich verarbeiten. Ich schaffe eine halbe Seite, mehr ist nicht drin. Wäre ja in Ordnung – wenn ich jeden Tag eine halbe Seite schaffen würde. Wo ist der Spaß? Wo die Freude? Wo ist das Meer, das einst so voller Farben und Lebendigkeit war? So gern würde ich wieder in die rauschenden Wellen springen, unter ihnen hindurchtauchen, spüren, was die tosende Brandung hergibt. Stattdessen ist da gar nichts. Ebbe. Flaute. Meilenweit schaue ich nur noch geradeaus. Weit und breit keine Menschen. Selbst der Wind hat aufgehört zu wehen. Über die wenigen Möwen lohnt es sich kaum nachzudenken. Sie lassen sich treiben, sie kreischen und stürzen. Elende Schnorrer. Kalte Regentropfen klatschen mir ins Gesicht – und wecken mich doch nicht auf. Sie dringen nicht ein. Bleiben auf der Oberfläche haften.

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