Nach vier Tagen ist meine siebenwöchige Schreibpause nun schon aufgehoben! Von einer Stunde zur anderen. — Meine Frau hat die ersten 20 Seiten des Skripts gelesen und jetzt ist alles rot, grün und blau. Viel zu viele Informationen vorne reingehauen. Alles an Frust rausgeknallt, was sich in den letzten Jahren angestaut hat. Und das war viel! Der Leser steigt nur leider nicht mehr durch. Wirrwarr. Viel zu viel von allem. Viel zu viele Informationen. Unwichtiges Zeugs. — Ich lege großen Wert auf die Kritik meiner Frau. Sie ist so schön rational, strukturiert, klar in ihrem Denken. Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass sie für meine Bücher nur das Beste will. Bei jeder Kritik bin ich früher an die Decke gesprungen. Heute bin ich ihr sehr dankbar, und sie ist immer noch sehr vorsichtig in ihren Aussagen. Wir haben einen Weg gefunden. Ich höre ihr zu und denke über ihre Äußerungen nach, bevor ich losschimpfe. — Also werde ich mich nächste Woche, falls ich Zeit finde, dransetzen und den Anfang noch einmal schreiben. Vorbei der Urlaub. So schnell kann es gehn. Dazwischen muss ich bei meiner Mutter einen Zaun streichen. Ich sag ja – es kommt immer anders als man denkt. Die sieben Wochen, die ich freimachen wollte, sind eigentlich schon fast verplant gewesen. Jetzt heißt es, umplanen. Ich mache mir nicht nur Druck MIT dem Schreiben, sondern auch mit dem NICHT-Schreiben. So ein Schwachsinn. Anstatt alles offen zu halten. Aber so sind wir Deutschen: Wir müssen alles Verplanen, Vorausplanen, Kontollieren. Und wehe, es kommt anders. Herzstillstand. Umplanen, Umstrukturieren. Mal in den Tag hineinleben, das geht ja auf keine Kuhhaut. Ich wollte es. Ich hatte es wirklich ein paar Tage vor. Zumindest ein paar Vormittage, bis ich meinen Sohn aus dem Kindergarten abhole. Druck. Kommt kein Druck von außen, mache ich ihn mir von innen. Geht es ohne Druck überhaupt? Ich meine, geht es vorwärts? Hätte ich jetzt nicht so viel Wein getrunken, würde ich mich vermutlich gleich ans Skript setzen. Ich kann es kaum abwarten. Mir gibt zu denken, dass ich wohl doch nicht ganz klar beim Schreiben gewesen bin. Sonst wäre mir doch aufgefallen, dass alles zu viel ist. Jaja. Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht. Ist wohl so. Ich könnte natürlich auch auf die Meinung meiner Frau sonst was geben. Den Roman gleich mehreren anderen Leuten zukommen lassen. Um die Kritiken zu vergleichen. Aber dann weiß ich am Ende gar nichts mehr. Ehrliche Kritiken sind sooo wertvoll. Man muss sie nur annehmen können. Oder man bleibt stur – wie im Übrigen viele Künstler – und zieht mit aller Gewalt sein Ding durch. Aber ehrlich – meine Sachen sollen dem Leser gefallen. Deswegen schreibe ich. Ich will Menschen erreichen. Es ist nicht so, dass ich in erster Linie für mich selbst schreibe. Ich schreibe für jeden von euch da draußen in der großen Welt. Ich wünsche mir ein Millionen-Publikum. Da sind wir wieder beim Thema Anerkennung. Was soll’s .