Bin ich müde heute Morgen. Dabei ist es schon nach neun. Ich stehe unter Druck. Dabei könnte ich ziemlich entspannt sein. Ich muss diese Woche nicht arbeiten. Wenn ich ehrlich bin, rührt der Druck daher, dass ich wahrscheinlich auch mit BLOCK keine Agentur und keinen Verlag finde. Ich muss also weiter jobben. Es gibt so viele Millionäre in Deutschland. Ich muss kein Millionär werden, mir würden vierhundert Euro im Monat reichen, damit ich Ruhe und Zeit hätte. Der Job als Maler und Lackierer ist anstrengend. Der Dreck macht mir nichts aus. Doch belastet mich der Druck, perfekt und schnell sein zu müssen, sehr. Zudem habe ich im Hinterkopf immer das Schreiben. Schreiben, schreiben, schreiben. Glück kann man nicht kaufen. Fleiß und Disziplin sind gefragt. Und eine objektive Sicht.
Die Zeit verstreicht. Schon wieder ist ein Tag vorübergezogen. Noch ist es nicht still im Haus, ich warte auf den späten Abend. Gestern war ich seit langem mal wieder in einer Kneipe in Linden. Es bringt aber leider nicht viel, wenn man nicht gut drauf ist. Da ist ein Kneipenbesuch eher anstrengend. Heute geht es mir so mittelmäßig. Habe zu nichts Lust. Ehrlich gesagt bin ich deprimiert. Die Aussicht, von der Schreiberei leben zu können, schwindet mit jedem Tag ein wenig mehr. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, bis in die Ewigkeit auf dem Bau zu ackern. Ich kann mir momentan aber auch keinen anderen Job vorstellen. Mir ist danach mich einzubuddeln. Weg zu sein. Möchte keinen hören und keinen sehen. Besser ist es, ihr lasst mich in Ruhe. So vieles strengt mich an. Das Leben strengt mich an. Vieles nervt mich. Das Leben wird nicht leichter im Alter. Müde. Ich bin ja so unglaublich müde.
So deprimiert wie heute Abend bin ich schon lange nicht mehr gewesen. Ich kann mich selbst kaum ertragen. Ich fühle mich schwach. Versinke in Selbstmitleid. Schwimme weg. Tauche unter. Der Strudel zieht mich in die Tiefe. Ich will in Ruhe gelassen werden. Da hilft auch kein Wein, kein Whisky, kein Rum.
Endlich Ruhe. Um mich herum. In mir. Die tiefe Traurigkeit von vorhin ist verflogen. Ich schaue ihr hinterher. Ich winke ihr nach. Ich weiß, sie kommt wieder. Schon bald.
Heute Morgen geht es mir besser. Und das, obwohl es draußen grau, regnerisch und düster ist. Ich habe gut geschlafen – der Tag gehört mir. — Das Jahr ist nun fast zu Ende. Ich war noch nie der Typ, der zurück auf das Vorherige geblickt hat. Aber ich glaube, ganz so schlecht war es gar nicht. Jedenfalls das letzte halbe Jahr nicht. Allerdings habe ich ganz viel schon wieder vergessen.
Falls ihr nichts mehr von mir hört, wünsche ich euch einen guten Rutsch und alles alles Gute!