Ja, tatsächlich, ich habe mich beruhigt. Ich weiß, ich bin ein kleines Licht, aber auch ein kleines Licht, jedes kleinste Licht, jeder Strahl schießt ins Universum. Ob die ganzen Strahlen sich dort bündeln oder nicht, interessiert mich nicht. Ich bin kein Wissenschaftler, zum Glück. Vielleicht schreibe ich bald mal ein Buch über die Kifferei. Ich hab ja nichts gegen das Kiffen, wirklich nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber ich habe etwas dagegen, wenn man mir sagt, ich bin so dermaßen drauf, weil ich Medikamente nehme … Mir ist klar, dass sich mein Bewustsein unter der Einnahme des Psychopharmaka verändert. Muss es aber auch, sonst würde ich meine eigenen Gefühle nicht aushalten können. Kenne ich ja schon alles. Zu extrem wären die Schwankungen in beide Richtungen. Und vielleicht ist es auch wahr, dass ich ein unzufriedener Mensch bin. Also schreibe ich gegen meine Unzufriedenheit an. Was ist dabei? Aber wenn man so tut, als sei man selbst ganz und gar zufrieden und zieht sich aber jeden Tag einen Joint rein, verstehe ich nicht, warum man das tun muss. Meiner Meinung nach sind Kiffer, die ohne nicht mehr können, Kifferjunkies. Sie halten es dann und wann mal ein paar Wochen ohne aus, wenn es denn sein muss, wenn sie gezwungen werden, sind dann aber oft ungenießbar. Und sind ganz stolz darauf, wenn sie drei oder vier Wochen clean waren. Wäre der Kiffer herzkrank, müsste er auch Medikamente aus der Pharmaindustrie schlucken. Oder er würde in Kauf nehmen, dass er stirbt. Kann ja auch sein. Es ist nicht gesagt, dass ich ohne Medikamente überlebe. In meinem Hirn raten die Botenstoffe durcheinander, zu viel Dopamin, Serotonin und Adrenalin werden ausgeschüttet. Also muss alles getan werden, damit ein „gesundes“ Maß erreicht wird. Wieso rechtfertige ich mich eigentlich? Vielleicht, weil man die Krankheit nicht sieht. Hört sich ja so an, als rege ich mich doch noch auf. Ein wenig schon. Soll doch jeder kiffen, trinken oder sonst was tun, aber bitte ohne Belehrungen und möchtegern weise Sprüche. Einer, der sich jeden Tag berauschen muss, ist nicht auf dem richtigen spirituellen Weg. Ich schon mal gar nicht. Ich behaupte es aber auch nicht. Jetzt soll ich weise Sprüche von weisen Menschen lesen, damit ich endlich mal aufwache. Lass mich doch weiterpennen. Und das alles, weil einige Leute den Zeitungsartikel aus der ZEIT gelesen haben und ins Grübeln gekommen sind. Aber für mich natürlich ein gefundenes Fressen für neue Ideen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht ins Grübeln komme, wenn man mein Leben kritsiert. Mein Leben … Tue ich jemandem weh? Schade ich wem? Oder ist es eben doch Neid? Könnte sein, bin ich mir aber nicht sicher. Es lohnt sich wirklich, ein Buch über den einen oder anderen Dauerkiffer zu schreiben. Also werde ich mich irgendwann ans Werk machen. Ein 100 Seiten-Roman. — Ich habe gerade Stuckrad-Barres „Nüchtern am Weltnichtrauchertag“ gelesen, ein kleines wunderbares Büchlein. Zum Verschlingen und für jeden Trinker und Raucher und EX-Trinker ein Muss. Das war richtig schön. Mal sehen, was ich jetzt lese. Moment, ich schaue eben in mein Bücherregal. Keine Ahnung. Muss mich ja nicht gleich entscheiden. Bukowski-Gedichte liegen schon seit einem Jahr auf dem Nachttisch, hab ich zwar alle schon durch, aber macht ja nichts.
So, da schon wieder Wochenende ist, bekommt ihr eine weitere Jack Daniel’s-Story geschenkt. Viel Freude dabei.
WICHSEN
Ich liege auf dem zerwühten Bett, der Bezug war mal weiß, vor ein paar Monaten. Sie ist weg. Ich will mir einen runterholen, klappt aber nicht. Vielleicht habe ich zu viel Wodka getrunken. Oder zu viel Lemon. Oder beides. Neben mir 1000 Gedichte von Bukowski. Der größte Gedichteschreiber, der größte Poet, den ich bis heute las. Der Ehrlichste, oder der, der am besten lügen konnte. Mit so viel Gefühl, nicht platt und leer, voll und voller Können. Die Lampe brennt neben mir, es ist heiß, ich schwitze, der Wecker liegt verkehrt herum, daneben eine Puppe meiner Tochter. Eine schwarze Puppe. Soll sie werden, was sie will. Hauptsache, sie will es. Ich schenke mir Whiskey nach. Das Leben ist schön. Ich liebe das Leben. Nur schade, dass ich bei solchen Gedanken nicht wichsen kann .