Frühling

Das Wetter ist herrlich. Die Frühlingsluft bringt die Klarheit mit. Wir keimen auf. Fangen an zu blühen. Zu erblühen. Die gute Laune kommt zurück. Die Wachheit. Die Wärme. Die Vögel ziehen aus dem Süden zu uns in den Norden und zwitschern ihre Lieder. Bald haben wir 20 Grad. Frühlingsgefühle erwachen. Morgens um sechs ist es hell. Bis zum späten Abend. Man sieht endlich wieder mehr Menschen auf den Straßen. Viele tragen ein Lächeln auf den Lippen. Gute Laune und Freundlichkeit kehrt wieder ein. Wir sind ausgeglichener. Mehr in unserer Mitte. Die Spielplätze sind voller Kinder. Die Fußballplätze voller Spieler. Schon bald können wir uns wieder in die Arme schließen. Dürfen wieder küssen. Uns berühren. Was für eine wundervolle Aussicht auf die Zukunft! Wir arbeiten wieder in unseren Gärten, bestücken die Balkone mit Pflanzen und Blumen. Alles wird bunt. Viel bunter als in der trüben Coronazeit. Irgendwann können wir wieder auf die Masken verzichten. Man sieht wieder Münder, erkennt die Menschen besser, verliebt sich schneller. Ein Lächeln. Zähne. Die Nase, die Wangen. Hier und da ein Kuss. In den Parks wird gegrillt und geknutscht. Musik wird gespielt. Konzerte. Lesungen. Theater. Wie wir uns doch alle danach sehnen! Bald wird wieder richtig gelacht. Ohne Maske. Was für eine Freiheit! Was für ein Freiheitsgefühl wird uns geschenkt! Die Masken landen in den Abfalleimern. Die Normalität kehrt zurück. Ja, die Normalität! Es dauert nicht mehr lange. Der Pessimismus wird sich in Optimismus verwandeln. Die Pandemie wird zu Ende gehen. Schon bald. Filme können wieder gedreht werden. Die Opern werden bis auf die letzten Plätze ausgebucht sein. Wir Menschen brauchen die Kultur so sehr. Künstler werden wieder kreativ. Statt schwarz, sehen wir bunt. Trag dein Lächeln auf den Lippen. Nimm es mit. Verschenk es. Gib es weiter. Die Zeit zum Flirten ist reif. Hör dir ein fröhliches Lied an. Und tanz. Lass dich nicht runterziehen. Du allein hast es in der Hand. Du wirst einen Partner finden, wenn du selbst gut drauf bist. Nicht aus Zwang. Niemals aus Zwang. Die Zeit wird kommen. Mach den Anfang. Es gibt Millionen von Seelen und Herzen, die darauf warten, von dir erobert zu werden. Warte nicht darauf, dass er oder sie den Anfang machen. Du hast das Recht, dich zu verlieben. Wir sind nicht dafür geboren, unser Leben lang allein zu sein. Mach dich frei. Sei nicht zu schüchtern.

Jetzt ist der Abend da. 22 Uhr 10. Die Ruhe. Die kühle Luft, die durchs Fenster hereinströmt. Ein Bier auf dem Schreibtisch. Neben mir das Buch F25, bereit als Drehbuch neu verfasst zu werden. Es wartet. Aber ich merke, ich kann heute Abend nicht die richtige Energie aufbringen. Oder finde nicht in die Stimmung, die nötig ist. Zu kaputt vom Tag. Oder auch nur zu faul. Lieber lass ich mich ein wenig gehen. Versuche, mich treiben zu lassen. Schwingungen über den Tasten. Das Klackern. Ich liebe es. Die Kerzenflamme flackert, sie tanzt, zu keiner Musik. Zum Wind. Wie gerne hätte ich jetzt Besuch! Ein bisschen plaudern. Gemütlich zusammen sitzen, weitertrinken, reden, über dies und das. Meinetwegen auch über Belangloses. Hier in meinem kleinen Schreibzimmer. Musik dazu. Was kommt auf uns zu? Wir wissen es nicht. Wir brauchen einen neuen Zauber. Wir sehnen uns nach Zärtlichkeit. Wir brauchen Freiheit. Zumindest das Gefühl davon.

Mir kam heut der Gedanke, dass großer Erfolg am Ende des Lebens nichts mehr wert ist. Es spielt keine Rolle mehr, ob du ein berühmter Schriftsteller oder ein kleiner Autor bist. Wenn du auf dem Sterbebett liegst, ist es völlig egal. Das zählt dann alles nichts mehr. Wichtig ist, dass du im Leben gut ausgefüllt bist. Mir ist bewusst geworden, dass es im Grunde ums Schreiben direkt geht. Um den Augenblick der Kreativität. Das ist der Sinn des Schreibens – in die Geschichte eintauchen zu können. Den Alltag zu vergessen. In das Fließen zu gelangen. Zufrieden zu sein mit dem, was du gerade tust – oder kurz danach -, wenn dir etwas gut gelungen ist. Ich weiß, es geht auch um Anerkennung. Aber wie wird man wirklich zufrieden? Gesundes Glück kann nur von kurzer Dauer sein. Wenige Augenblicke. Diese Augenblicke aber sind so wichtig für uns. Sekundenglück, wie Herbert singt. Ich glaube, je älter ich werde, desto zufriedener und ausgeglichener werde ich. Trotzdem ist das Altern nicht ganz leicht. Früher hat man zusammen gefeiert, heut trifft man die alten Freunde auf Beerdigungen wieder. Hat sie dreißig Jahre nicht gesehen. Auch wenn mein Sohn das größte Geschenk für mich ist, ich würde heute kein Kind mehr in die Welt setzen. Dafür ist das Ganze zu ungewiss.

Nun ist schon wieder der neue Morgen angebrochen. Mein Sohn ist in der Schule, muss pauken. Ich bin sehr froh, dass er zur Waldorfschule gehen darf. Ich finde, dass ist heutzutage ein ganz großes Glück. Dort gibt es Bienen, einen großen Gemüsegarten, Obstbäume, zwei Esel, drei Hängebauchschweine, ein ganzes Feld, Gänse und Enten.

Ich wünsche euch allen eine schöne Restwoche!

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