Es ist kein Zufall

Guten Morgen!

Es stürmt. Da draußen. In mir weniger. In mir ist die Linie relativ grade. Ich sollte mich darüber freuen. Freuen. Da freue ich mich mehr über den Sturm da draußen. Und über die Sonne. Und auf Silvester. Ich freue mich auf das Havana in Linden. Ich freue mich auf Lesungen und Konzerte. Ich freue mich auf die Treffen mit TB im Café. Ich freue mich auf den Frühling. Auf die Wärme. Ich freue mich gerade über den Regenbogen, den ich von hier aus sehe. Über die tanzenden Äste an den Bäumen und über die Sträucher, die sich im Wind biegen. Ein paar Regentropfen setzen sich auf die Fensterscheibe und verharren. Ich genieße die Stille im Haus. So langsam bekommt das Haus Seele. Ein Neubau muss belebt werden. Hier drinnen gab es noch nie Gewalt. Gegenüber dampft es aus dem Schornstein. Ich höre den unsichtbaren Wind tosen. Der Regenbogen hat sich aufgelöst. Nicht einmal ein zarter Schimmer ist noch zu sehen. Die grauen Wolken wirken kräftig. Sie ziehen nordöstlich. Ein Raubvogel spielt im Wind. Es regnet nun stärker. Ungemütlich da draußen. Ich werde jetzt kochen. Und heute Abend weiterschreiben.

Da bin ich wieder. Ich mag meine Tastatur. Ich lass mich gehen. Muss mich drauf einlassen. Spielerisch das Gegebene annehmen. Nicht immer muss alles einen Sinn ergeben. Alles sowieso nicht. Kurze Sätze sagen oft mehr aus, als ganze Romane. Eine Kurzgeschichte sollte es in sich haben. Eigentlich muss jedes Wort stimmen, so wie der Text eines Songs. Jeder Verspieler ist zu hören. Zeit lassen ist angesagt. Gegenlesen. Gegenhören. Meinetwegen gegensprechen. Laut lesen. Laut singen. Ich kann nicht gut singen. Treffe oft die Töne nicht. Was es für eine Rolle spielt, weiß ich noch nicht.

Freitag, halb elf am Morgen

Den Nikotingeschmack der Zigarre im Mund. Kalte Finger vom Rauchen unterm Carport. Freunde von mir meinen, ich soll das Schreibzimmer in der Fabrik erst einmal behalten. Nichts überstürzen. Ich weiß nicht. Ich habe gute Laune. Bin ausgeglichen. Wozu ich große Lust habe, ist, mein Schreibzimmer hier zu Hause richtig schön einzurichten. Richtig Ordnung reinbringen, Bücher sortieren, aussortieren. Hier ist es warm. Und hell. Ich fühle mich frei. Wenn der Fluss anfängt, werde ich ihm folgen – hier. Ich freue mich drauf. Ich glaube, ich werde anfangen, nach und nach das Zimmer in der Fabrik leerzumachen. Ganz in Ruhe. Die bunten Bilder hier aufhängen. Vielleicht fange ich heut noch damit an. Mir liegt ein Lächeln auf den Lippen. Eine Drossel sitzt auf der Gartenhütte, gegenüber in der Dachrinne sitzt eine Elster. Weg ist sie. — Es ist kein Zufall Es ist kein Zufall, dass die Sonne scheint, es ist kein Zufall, dass der Regen fällt, es ist kein Zufall, dass die Erde weint und meinen Geist als Sklaven hält. Die diebische Elster sitzt drüben auf dem Dach und giert auf den edlen Stein, es ist kein Zufall, dass ich dich nun sah, denn ich will wie du ein Vogel sein … Komm, und lass mich fliegen! Es ist kein Zufall, dass wir Freunde, das ist kein Zufall, das ist vorbestimmt. Der Pfeil auf der Straße, er führt nicht zum Ziel, ich kann die Zeichen sehen, es ist kein Zufall, dass ich dich nun traf, denn ich will mit dir als Krieger gehen … Komm, und lass mich fliegen! — Ein Songtext, zu dem die Musik von Andreas schon steht. Ich werde nun öfter einen Text oder ein Gedicht mit einfügen. Habe ich Lust zu. Wozu ich momentan keine Lust habe, ist, Gedichte bzw. Texte einzusprechen und aufzunehmen. Ich habe keine Lust, mich in den Mittelpunkt zu stellen. Höre mir lieber selbst zu – im Innern. Die Elster ist nun drüben auf dem Dach. Der Himmel ist grau. Vier Spatzen tanzen am Fenster vorbei. Immer wieder taucht die Elster auf. Leise und gleichmäßig rauscht der Laptop. Die Wanduhr von 1910 tickt im Rhythmus, eben hat sie elfmal geschlagen. Den Kaffee habe ich vergessen, er ist nun lauwarm. Ich frage mich, ob ich überhaupt jemals noch ein Buch schreiben werde. Ob ich es kann. Ob ich es zustande bringe. Ehrlich gesagt, habe ich gar keine richtige Lust im Moment. Ich bin zu leer. Mir fehlt die Fantasie. Die Medis lassen die Fantasie in den Hintergrund rücken. Anfangsideen habe ich mehr als genug. Alte Skripte habe ich mehr als genug. Zurücklehnen. Abwarten. Nicht die Geduld verlieren. Hoffen. Aber nichts erwarten. Du hast Zeit, sage ich mir. Wie lange, weiß natürlich kein Mensch.

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