Corona verändert die Menschen. Corona verändert das ganze Leben. Corona verändert die Welt. Ich weiß nicht, inwieweit mich der Virus verändert. Ich meine, in der Kreativität. Die Freiheit ist eingeschränkt. Man trifft weniger Freunde. Man hört jeden Tag von neu Infizierten und Toten. Von neuen Bestimmungen, Regeln, Gesetzen. Beeinflusst der Virus, vielleicht ganz subtil, das Unterbewusstsein soweit, dass er die Leichtigkeit des Schreibens, und nicht nur die Leichtigkeit, sondern die gesamte Freiheit, die in der Literatur möglich und nötig ist, behindert? Mir fällt das Schreiben jedenfalls zurzeit schwer. Es wird nicht nur am Virus liegen. Es liegt am Thema, an der Zeit, an meinem Seelenzustand, an meiner Gesundheit, aber eben vielleicht auch an der eingeschränkten Freiheit. Der Virus drückt. Er bedrückt. Er überhäuft dich mit neuen Gedanken – jeden Tag. Er ist störend. Die Gedanken, die er bringt, sind nicht positiv. Sie kommen von außen, sie zwingen sich auf, nisten sich ein, bestimmen uns im Alltag. Ich wünsche mir, wieder ganz viel Freude und Spaß zu haben – bei der Arbeit, beim Schreiben, in der Freizeit. Ich weiß, ich muss mehr für mich tun. Werde ich ab heute – die Diät hat begonnen. — Mit BLOCK geht es nur ganz langsam voran, manchmal sind es nur zwei, drei Sätze, die ich hinzufüge. Aber ich glaube, mit Fleiß und Disziplin komme ich ganz langsam dem Ziel näher. Jeden Tag setze ich mich an den Schreibtisch, jeden Tag hoffe ich auf die richtigen Sätze. Zum Glück hetzt mich keiner. Wenn es Druck gibt, mache ich ihn mir ganz allein. — Ich muss sagen, meine letzen Tage waren wieder ein wenig von Farbe erfüllt. Das eintönige Grau ist etwas aufgerissen. Ohne starken Wind oder gar Sturm, ohne starke Kontraste, aber immerhin mit einigen helleren und dunkleren Nuancen. Mit einer leichten Brise, mit etwas Regen, und auch mal einem Stück Blau. Die Gedanken waren zumeist freundlich. Ein paarmal sogar heiter. Ich muss sagen, ich fühle mich ausgeglichen. Aber das reicht mir nicht. Ich brauche mehr Schwung. Mehr Wind. Auch mal ein Rot und ein Gelb. Gerade jetzt, im November, in dem Monat, in dem die meisten Menschen depressiv werden. Ich glaub, ich krieg das hin. Ich glaub, das kommt wieder. Mit etwas Geduld. Zumindest sind die Gedanken ja schon mal sehr freundlich. Ich sitze gerade unter dem Carport, es ist ziemlich windig und warm. Und das Schreiben gerade gefällt mir. Jeder Satz dauert halt etwas länger. Ich kenne es ja, dass die Finger oft kaum hinterherkommen, dass die Gedanken zu schnell sind. Jetzt gerade überlege ich mir viele Sätze, bevor ich sie tippe. Ich nippe am Tee, ziehe an der Zigarre, schaue in den unruhigen hell- und dunkelgrauen Himmel. Schaue den Wolken nach, die nach Osten ziehen. Sehe hin und wieder ein Blatt fallen. Spüre den Wind in meinem Haar und auf der Haut. Schließe die Augen und atme bewusst ein und aus. Manchmal ist eine weiße Stelle im Himmel zu sehen. Sie blendet. Ehrlich – ich liebe das Leben. Auch, wenn meine Psyche oft nicht ganz okay ist. Die Sonne kommt gerade durch. Sie wärmt mich auf. Der Amberbaum leuchtet rot, gelb und grün. Er ist jung, drei Meter hoch. Ich habe ihn in diesem Jahr gepflanzt. Ich werde jetzt einen Pflock setzen, damit er den Herbst- und Winterstürmen standhält. Die Sonne – sie wärmt unsere Seelen. Sie lässt uns lächeln. Sie schiebt die Corona-Gedanken beiseite. DANKE LIEBE SONNE !