21 Uhr 30
Ich öffne eine Flasche Wein. Rauche eine Zigarette. Habe heute den ganzen Tag bemerkt, dass ich eine Schreibpause machen muss. Die letzten zwei Monate habe ich jeden Tag geschrieben. Und nicht alles ist leichte Kost. Ich muss mich zwingen, mich nicht an den Laptop zu setzen. 160 Gedichte habe ich für das neue Buch bereits im Sack. Da ich mich ab Februar wieder um einen Job kümmere, will ich einige Kräfte aufsparen bzw. erstmal wieder zu genug Kräften kommen. Vielleicht gelingen mir ja ein paar einfache Blogbeiträge. Mehr sollte es aber auch nicht werden. Zumindest habe ich gerade den Stapel Gedichte vom Schreibtisch genommen. Ich habe auf meinem Arbeitsplatz Ordnung geschaffen. Schon gestern Abend bin ich unausgeglichen gewesen. Und heute Abend bin ich melancholisch. Tagsüber war ich müde. Ich brauche eine kleine Auszeit, eine kleine Kur. Wenn die Freude während des Schreibens nicht überwiegt, läuft was verkehrt.
15. 00 Uhr
Der Himmel strahlt blau. Schon jetzt, am ersten Tag meiner Pause, fühle ich mich entspannter. Natürlich wollte ich mich an die Gedichte setzen. Doch anstatt dies zu tun, habe ich mich aufs Sofa gelegt und mir die warmen Sonnenstrahlen aufs Gesicht scheinen lassen, wobei ich seelenruhig weggeschlummert bin. Gleich werde ich mein Auto waschen, den Nachmittag genießen, Kaffee trinken und schauen, was so kommt. Annehmen. Ich werde einige Telefonate erledigen und mit meiner Frau gemeinsam das Abendbrot vorbereiten. Zum Spazierengehen bin ich zu faul, wenngleich sich das herrliche Wetter selbstverständlich anbietet. Quasi breitet es die Arme aus und ruft: Komm! Seitdem ich alle Bücher aus meinem kleinen Arbeitszimmer verbannt habe, fühle ich mich hier drinnen pudelwohl. Das große Regal hat nur noch Unordnung gebracht. Ihr seht, ich schreibe larifari. Ganz einfache alltägliche Dinge. So wie sie jeder erlebt. Die Einfachheit macht im Leben so viel aus. Viel zu oft machen wir es zu kompliziert. Die Hauptsache ist, dass uns nicht langweilig wird. Ich bin verdammt froh darüber, dass ich kaum fernsehe und mich jederzeit beschäftigen kann. Vielleicht schreibe ich heute Abend an dieser Stelle noch ein paar Sätze. Bis später.
22 Uhr 20
Ich habe es geschafft. Habe kein Gedicht geschrieben. Dafür aber ein wundervolles von Hermann Hesse gelesen. Ich muss zugeben, dass er alles in ein Gedicht gepackt hat, wofür ich sechshundert Seiten gebraucht habe – und Hesse hat doch viel mehr ausgesagt. Danke Herr Hesse. Auf jeden Fall haben Sie mich inspiriert etwas Neues auszuprobieren. Gute Nacht.