Ich streichele über die Tasten. Hoffe auf gute Gedanken. Weiß nicht, wo mich die Worte hinführen. Wo sie euch hinführen. Bin froh, wenn sie überhaupt wo hinführen. Wenn sie Sinn ergeben. Wenn man sie versteht. Wenn ich sie verstehe. Wenn sie klar sind. Und klar fühle ich mich momentan. Immer noch etwas grau, doch das Grau ist hell, gleichmäßig, ausgeglichen. — Ich werde höchstwahrscheinlich mein Schreibzimmer in der Fabrik aufgeben. Habe ich ja schon erwähnt. Genau weiß ich nicht, was ich mir vorgestellt habe. Auf jeden Fall mehr. Doch mir ist klargeworden, dass, wenn ich schreiben kann, ich das auch hier, in meinem kleinen Zimmer, zu Hause, bringe. Ich glaube auch daran, dass die Blockade bald wieder von dannen zieht. Der richtige Text wird zur richtigen Zeit schon kommen. — Hier, in diesem Blog, seid ihr meine treuen Leser. Jeden Tag wird meine Seite zigmal angeklickt, und darüber freue ich mich sehr. Danke. Manchmal fließen die Zeilen, dann komme ich kaum mit meinen Fingern hinter den Gedanken her. Manchmal muss ich überlegen, was ich euch mitteilen möchte. Aber meistens ergibt sich alles von ganz allein, ich muss mich nicht anstrengen. Manchmal ergibt das Geschriebene einen Sinn, manchmal ist es völlig sinnlos. Glaube ich jedenfalls. Manchmal kannst du bestimmt etwas für dich rausziehen. Manchmal denkst du, Alter, schreibt der wieder einen Müll, was soll ich damit anfangen. Manchmal kommt es gar nicht darauf an, was ich schreibe, was du liest – es rieselt runter – du lässt dich einfach berieseln. Du erwartest nichts, freust dich nur, etwas von mir zu hören. Ich würde dich jetzt gern sehen. Deine Stimme hören. Ja, dich meine ich. Im Café sitzen und klönen. Lächeln. Lachen, wenn es gut läuft. Frei sein. Nichts Gezwungenes. Das Schreibzimmer in der Fabrik hab ich mir selbst aufgezwungen – in einer hypomanischen Phase. Ich muss sagen, hier zu Hause fühle ich mich freier. Und bei Frau Kiehne in der Zigarrenlounge in Springe fühle ich mich auch richtig wohl. — Die Wanduhr tickt, es ist halb elf, eben hat sie einmal geschlagen. Der Bukowski von Cupi hängt rechts an der Wand, die Flamme der Kerze flackert blau und gelb. Ich lächele. — Gestern habe ich wieder mit Andreas gemuckt, ich bin kein guter Sänger, es bereitet mir aber derzeit riesige Freude, meine Texte zu vertonen. Hätte ich Geld, würde ich meine Stimme zum Sprechen ausbilden lassen. Ich bin zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr zu Majo nach Berlin fahren, um in seinem Studio ein paar Songs aufzunehmen. Vielleicht können wir ja auch ein paar kleine Gigs hinlegen. Gekoppelt mit einer Lesung. Aber wann es soweit ist, liegt am Verlauf des beschissenen Virus‘. Mich nervt Corona ziemlich an. Ich kann nur froh sein, dass ich nicht ausschließlich als freischaffender Künstler tätig bin. — Ich kann mich kaum in diesen Text reinsteigern, er erscheint mir sehr an der Oberfläche. Ich bin gespannt, wann ich wieder eine längere Sache hinkriege. Kommt nochmal ein ganzes Buch zustande? Ach ja, bestimmt. Mir kommt da gerade eine Idee. Ein altes Manuskript, das einst als Drehbuch galt. Vielleicht reicht die Story für einen schlichten Roman. Ich möchte wieder etwas ganz Einfaches schreiben. Etwas Kurzes. 200 Seiten. Ich werde mal eben nachschauen. Machts erstmal gut, bis bald
Henning